Was ist Mayzent® (Siponimod)?
Der Wirkstoff des Arzneimittels Mayzent® heißt Siponimod. Es wird an erwachsene Patienten mit Multiple Sklerose (MS) verschrieben und ist rezeptpflichtig. Siponimod wird für die Behandlung von sekundär progredienter MS (SPMS) eingesetzt. Diese spezifische Verlaufsform der chronischen Erkrankung ist von einer kontinuierlichen Fortentwicklung der Beschwerden und dem Auftreten von Schüben geprägt.
Mayzent® ist in Form von Filmtabletten zu 0,25 mg oder 2 mg erhältlich.
Wie wirkt Mayzent® (Siponimod)?
Wie das MS-Medikament Gilenya hat auch Mayzent® eine selektive immunsuppressive Wirkung. Das bedeutet, dass es ganz bestimmte Aufgaben des Immunsystems unterdrückt, die zu den Entzündungen am Zentralnervensystem führen, die die Ursache für MS-Symptome sind.
Der Wirkstoff von Mayzent® – Siponimod – ist der „Gegenspieler“ von sogenannten Sphingosin-1-Phosphat-Rezeptoren und Sphingosin-5-Phosphat-Rezeptoren (kurz: S1P- und S5P-Rezeptoren). Diese Rezeptoren befinden sich auf der Oberfläche von Lymphozyten (bestimmte weiße Blutkörperchen). Siponimod hat nun die Aufgabe, die Aktivität dieser Rezeptoren zu blockieren. Dadurch verhindert das Arzneimittel, dass Lymphozyten aus dem Lymphknoten heraus in den Blutkreislauf gelangen.
Die Rolle der T-Zellen bei der MS-Therapie mit Siponimod
Wie wirkt sich das auf die Multiple Sklerose aus? Durch das Aufhalten dieser weißen Blutkörperchen werden ganz bestimmte T-Lymphozyten (oder T-Zellen) unter ihnen daran gehindert, durch den Körper bis ins Zentralnervensystem (ZNS) zu wandern. Denn aufgrund der Entzündungsprozesse im Körper, die durch die MS entstanden sind, ist die Blut-Hirn-Schranke bei sekundär-progredienter Multipler Sklerose bereits geschädigt. Siponimod hindert also T-Zellen daran, ins ZNS zu gelangen. Wozu eigentlich? T-Zellen haben eine entzündungsfördernde Aufgabe. Sie wirken, wenn Fremdkörper oder Krankheitserreger in den Körper gelangen – denn diese müssen abgewehrt werden. Durch die beschädigte Blut-Hirn-Schranke bewegen sich T-Zellen also in einem Bereich, in dem sie nicht sein sollten und verrichten ihre Arbeit fälschlicherweise dort. Durch die entzündungsfördernden Aufgaben von T-Zellen werden die Myelinscheiden zunehmend beschädigt, die die Nerven schützen sollten. So kommt es zu MS-Symptomen. Siponimod soll das verhindern.
Was Siponimod von anderen MS-Medikamenten unterscheidet
Siponimod dockt am S1P-Rezeptor 5 an und ist damit imstande, sich im ZNS an Helferzellen namens Astrozyten und Oligodendrozyten zu binden. Diese schützen und versorgen Neuronen. Gegenüber anderen MS-Medikamenten mit einer ähnlichen Wirkungsweise hat Mayzent® eine höhere Rezeptorspezifität.
Was gilt es vor der Behandlung mit Mayzent® (Siponimod) zu beachten?
Bevor Sie eine Behandlung mit Siponimod beginnen, bestimmt Ihr Arzt in welcher Geschwindigkeit Ihr Körper den Wirkstoff wieder abbaut: Diesen Vorgang nennt man Metabolisierungsprozess. Da Siponimod Auswirkungen auf Ihre weißen Blutkörperchen hat, benötigt Ihr Arzt ein aktuelles Blutbild von Ihnen, bevor er Siponimod verschreibt. Außerdem müssen Sie gemeinsam sicherstellen, dass Sie einen aktiven Schutz vor Windpocken vor Beginn der Behandlung haben – entweder durch eine Infektion in der Vergangenheit oder durch eine Impfung. Besteht dieser Schutz nicht, wird die Impfung etwa einen Monat vor Beginn der Therapie mit Mayzent® nachgeholt.
Weitere gesundheitliche Faktoren, die Einfluss auf eine Behandlung mit Siponimod haben könnten: Beeinträchtigungen der Sehkraft, Entzündung der Augen, Herzerkrankungen, Diabetes oder die Einnahme von anderen immunsuppressiven Medikamenten.
Bitte beachten Sie, dass diese Arzneimittelinformation ausschließlich Ihrer persönlichen Weiterbildung dient und keinen medizinischen oder pharmazeutischen Rat ersetzt. Wenn Sie Fragen haben oder sich bei der Behandlung mit Mayzent® unsicher fühlen, wenden Sie sich bitte unbedingt an einen Arzt oder Apotheker.
Wann Siponimod nicht eingenommen werden darf
Bei einer Allergie gegen Siponimod oder andere Bestandteile von Mayzent®
Wenn Sie eine Immunschwäche, eine aktive Krebserkrankung oder Leberschwäche haben
Wenn Sie im vergangenen halben Jahr einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall erlitten haben
- Wenn Sie Herzinsuffizienz der NYHA Stufe III/IV haben
- Während einer Schwangerschaft oder bei Frauen im gebärfähigen Alter die keine zuverlässige Verhütungsmethode anwenden
- Wenn Sie in der Vergangenheit bereits eine Progressive Multifokale Leukenzephalopathie oder Kryptokokkenmeningitis hatten
Wie wird Mayzent® (Siponimod) eingenommen?
Die Behandlung mit Siponimod startet mit einer geringen Dosis – diese wird schließlich langsam erhöht. Dies nennt man Titration. Die Titration soll Ihnen dabei helfen, die Auswirkungen von Mayzent® auf Ihre Herzfrequenz gering zu halten.
Tag 1: 1 Tablette am Tag (0,25 mg)
Tag 2: 1 Tablette am Tag (0,25 mg)
Tag 3: 2 Tabletten am Tag (0,25 mg)
Tag 4: 3 Tabletten am Tag (0,25 mg)
Tag 5: 5 Tabletten am Tag (0,25 mg)
Ab Tag 6: Entweder 8 Tabletten (0,25 mg) oder 1 Tablette (2 mg) am Tag, bei Patient*innen mit einem bestimmten Genotyp kann die Erhaltungsdosis bei 1 mg pro Tag liegen.
Letztendlich bestimmt jedoch individuell Ihr Arzt oder Ihre Ärztin, welche Behandlungsmenge für Sie am besten geeignet ist. Nehmen Sie die tägliche Dosis Mayzent® einmal am Tag. Legen Sie eine feste, gleichbleibende Uhrzeit für die Einnahme Ihres Arzneimittels fest. Sie können sie mit einer Mahlzeit kombinieren und die Tabletten vor oder nach dem Essen nehmen.
Was soll ich tun, wenn ich eine Dosis Mayzent® (Siponimod) vergessen habe?
Nehmen Sie keinesfalls die reguläre Dosis Siponimod (2 mg) innerhalb der ersten sechs Behandlungstage, wenn Sie eine Einnahme vergessen haben – die Titrationsphase soll fehlerfrei eingehalten werden, damit sich Ihr Körper an die neue Therapie gewöhnen kann. Wenn Sie während der Behandlungsphase Mayzent® vier Tage infolge nicht eingenommen haben, dann starten Sie nicht von Neuem mit der regulären Dosis. Nach vier Tagen der versäumten Einnahme sollten Sie mit der Titration von Neuem beginnen – wenden Sie sich in diesem Fall an Ihren behandelnden Arzt.
Haben Sie während der Behandlungsphase eine Dosis am Tag versäumt, dann nehmen Sie am nächsten Tag ganz gewöhnlich Ihre reguläre Dosis, ohne die vergessene Einnahme vom Vortag nachzuholen.
Wann wurde Mayzent® (Siponimod) von der EMA zugelassen?
Das Arzneimittel wurde Anfang 2020 von der Europäischen Arzneimittelagentur EMA zur Behandlung von SPMS zugelassen.
Welche Nebenwirkungen hat Mayzent® (Siponimod)?
Bitte beachten Sie, dass diese Liste nicht vollständig ist und diese Medikamenteninformation keinen ärztlichen Rat ersetzt. Die folgenden Nebenwirkungen konnten bei der Behandlung mit Mayzent® festgestellt werden. Wenn Sie sich während der Therapie mit Siponimod unwohl fühlen oder wenn Sie das Gefühl haben, dass sich der Verlauf Ihrer MS trotz der Behandlung verschlechtert, kontaktieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Ihre Ärztin.
Haut
Durch die Therapie mit Mayzent® steigt Ihr Hautkrebs-Risiko. Meiden Sie daher direkte Sonneneinstrahlung und UV-Licht und treffen Sie Schutzmaßnahmen wie das Eincremen mit Sonnencreme (hoher Lichtschutzfaktor!).
Sehkraft
Leiden Sie während oder einen Monat nach der Behandlung mit Mayzent® unter Sehstörungen, suchen Sie sich bitte sofort ärztliche Hilfe. Während der Therapie mit Siponimod können sich Makulaödeme (Schwellung der Netzhautmitte durch Ansammlung von Flüssigkeit) entwickeln. Wird ein Makulaödem frühzeitig erkannt, kann es gut behandelt werden und heilen. Anzeichen sind:
Infektionen
Durch die Therapie mit Mayzent® erhöht sich Ihr Infektionsrisiko. Achten Sie daher auf folgende Anzeichen:
Fieber und Grippe-Empfindung
Kopfschmerzen und ein steifer Nacken
Übelkeit und bzw. oder Verwirrung
Leber
Durch die Therapie mit Mayzent® kann Ihre Leberfunktion beeinträchtigt werden. Sollten Sie folgende Anzeichen bemerken, rufen Sie einen Arzt:
Neurologisches/Psychiatrisches
Sollten Sie neurologische oder psychiatrische Auffälligkeiten feststellen, wenden Sie sich an Ihren Arzt oder Ihre Ärztin. Beispielsweise: Krämpfe, Kopfschmerzen, Verwirrung, Veränderung der Sehkraft.
Andere Nebenwirkungen
Bluthochdruck (Hypertonie)
Ergebnisse von Lungenfunktionstests zeigen reduzierte Funktion
Geschwollene Hände, Fußgelenke, Beine oder Füße
Kopfschmerzen
Kraftlosigkeit
Neue Muttermale
Schmerzen in Händen oder Füßen
Schwindel
Übelkeit, Durchfall
Unwillkürliches Zittern (Tremor)
Ist eine Impfung während der Therapie mit Mayzent® (Siponimod) möglich?
Grundsätzlich spricht nichts dagegen, sich während der Behandlung mit Mayzent® (Siponimod) impfen zu lassen. Es kann allerdings sein, dass die Behandlung mit dem MS-Medikament für die Impfung zwischenzeitlich unterbrochen werden muss. Stimmen Sie während der Therapie mit Mayzent® die Impfung daher immer mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin ab.
Kann ich während der Therapie mit Mayzent® (Siponimod) Auto fahren?
Während der Behandlung mit Mayzent® können sich vor allem zu Beginn Kopfschmerzen und Schwindel bemerkbar machen, da der Körper Zeit benötigt, um sich auf das Medikament einzustellen. Daher empfiehlt es sich in der Titrationsphase nicht – besonders nicht am ersten Tag – schwere Maschinen oder ein Fahrzeug zu bedienen.
Kann ich während der Therapie mit Mayzent® (Siponimod) Alkohol trinken?
Es liegen keine Berichte zum Zusammenhang von der Therapie mit Mayzent® und mit dem Konsum von Alkohol vor. Generell empfiehlt es sich bei einer Multiplen Sklerose jedoch, den Alkoholkonsum einzuschränken.
Wie wirkt sich Mayzent® (Siponimod) auf Schwangerschaft und Stillzeit aus?
Die Behandlung mit Mayzent® wirkt sich auch auf den Fötus aus. Daher müssen Frauen im gebärfähigen Alter auf die Risiken aufmerksam gemacht werden, die eine Therapie mit Siponimod für eine Schwangerschaft mit sich bringt. Während der Schwangerschaft muss eine Behandlung mit Mayzent® ausgesetzt werden. Da bis zu zehn Tage nach dem Absetzen des Medikaments Siponimod noch in Ihrem Körper nachweisbar ist, sollte während der gesamten Behandlung und bis zu zehn Tage nach dem Absetzen auf zuverlässige Verhütungsmittel zurückgegriffen werden.
Siponimod tritt außerdem in die Muttermilch über. Stillen Sie nicht während der Behandlung, da beim Stillen ebenfalls ein Risiko für das Kind besteht.
Wir hoffen, die Informationen in diesem Artikel sind hilfreich und bitten Sie, diese lediglich als solche wahrzunehmen. Dieser Artikel ersetzt keinen professionellen ärztlichen Rat. Falls Sie Bedenken zu Ihrer Medikation haben, sprechen Sie unbedingt mit Ihrem Arzt oder Apotheker. Dies ist besonders wichtig, falls Sie mehrere Medikamente einnehmen oder bestehende Risikofaktoren oder Unverträglichkeiten haben.