Mein Name ist Jule (36) und ich lebe seit 2014 mit der Diagnose Multiple Sklerose. Bereits vor meiner Erkrankung war ich sehr sportlich, habe über 20 Jahre aktiv Handball gespielt und mich außerdem mit dem Thema gesunde Ernährung beschäftigt. Früher zwar mehr aus dem Grund, dass ich übergewichtig war, aber es hat mich schon immer fasziniert, was man mit Ernährung alles beeinflussen kann und wie sich bestimmte Lebensmittel auf die Gesundheit auswirken können.
Als ich damals meine Diagnose bekam, konnte mir niemand sagen, ob ich in Sachen Ernährung etwas beachten muss, oder wann ich nach einer Cortison-Stoßtherapie wieder Sport machen kann. Auch Recherchen im Netz brachten nicht die gewünschten Erkenntnisse. Also fing ich an, mich mit dem Thema Ernährung mehr und mehr auseinanderzusetzten. Kurz darauf begann ich eine Ausbildung zur Ernährungsberaterin und zur Fitnesstrainerin. Fitness und Ernährung wurden neben der MS immer mehr Teil meines Lebens.
Bewegung und Ernährung sind wichtige alternative Therapien bei Multipler Sklerose
Ich merkte schnell, dass Fitness und Ernährung Themen waren, mit denen sich wohl jeder MS-Betroffene irgendwann auseinandersetzen würde. Also startete ich 2017 meinen Blog Fitness Food & MS, der heute monatlich mehrere tausend Besucher hat. Ich schrieb über sportliches Training bei MS und einige Grundlagen zur Ernährung. Je mehr ich mich aber mit der Ernährung bei MS befasste, umso mehr stellte ich fest, dass es für Neubetroffene wirklich komplex war. Heute, 6 Jahre nach meiner Diagnose und meiner Suche nach einer geeigneten Ernährungsweise, findet man schon wesentlich mehr Informationen im Netz. Doch das kann auch überfordern!
Gerade auf Neudiagnostizierte stürzt in der Anfangszeit eine Informationsflut ein, welche kaum noch zu überblicken ist. Dazu kommt, dass sie mit der neuen Situation überfordert sind. Zu Beginn haben sie mit der Verarbeitung der Diagnose zu tun und dann lesen sie immer wieder, was sie alles ändern müssen, jetzt wo sie MS haben. Dann fragen sie sich, ob sie alles sofort ändern müssen oder ob sie sich Zeit lassen können. Das trifft auf die Lebensweise und sportliche Aktivität, wie auch die Ernährung zu. Ich kann dich schon mal beruhigen – du musst nicht alles sofort ändern!
Eine Ernährungsumstellung ist ein Prozess, denn es gibt nicht die eine Ernährungsweise, die bei MS besonders empfehlenswert ist. Die Ernährung ist so individuell, wie es auch die MS ist. Menschen reagieren unterschiedlich auf Lebensmittel und haben unterschiedliche Vorlieben. Der eine verträgt keine Hülsenfrüchte oder Weizen, der andere hat Probleme mit einem hohen Fructosegehalt in Obst oder mit der Laktose in Milchprodukten. Daher ist es wichtig, nicht alles auf einmal zu ändern, sondern sich langsam an eine individuelle und passende Ernährungsweise heranzutasten. Denn bei jeder Änderung sollte man schauen wie der Körper reagiert und sich bewusstwerden, ob es einem besser oder schlechter damit geht.
Es gibt keine auf die MS abgestimmte Ernährung – finde heraus, was für dich passt.
Wichtig ist zu sagen, dass du mit einer gesunden Ernährung deine MS nicht heilen kannst. Aber eine gesunde und ausgewogene Ernährung kann deine MS und deren Verlauf positiv beeinflussen. Wie das ausschaut ist auch wieder sehr individuell. Der eine kommt besser mit seiner Fatigue zurecht und der andere kann mit einer Änderung der Essgewohnheiten wieder besser schlafen und fühlt sich fitter und vitaler. Du siehst, es gibt also nicht die eine ultimative Ernährung bei MS. Ich kann dir nur viele Tipps an die Hand geben und dir Lebensmittel empfehlen, die besonders nützliche Vitalstoffe haben, welche sich positiv auf das Immun- und Nervensystem und damit auf deine Gesundheit auswirken können.
Allerdings gibt es einen Rat, den ich all meinen Klienten, die zu mir in die Ernährungsberatung kommen, mitgebe. Reduziere den Verzehr von Schweinefleisch auf ein Minimum oder streiche es ganz aus deinem Speiseplan. Schweinefleisch enthält sehr viel Arachidonsäure, welche sich wiederum stark auf das Entzündungsgeschehen im Körper auswirken kann. Neben Schweinefleisch sind das auch Milchprodukte mit einem hohen Fettanteil. In fettreduzierten und Magermilch-Produkten befindet sich weniger bis keine Arachidonsäure. Wenn du möchtest, kannst du diese auch weiterhin in Maßen zu dir nehmen. Wenn du dir dabei noch etwas Gutes tun willst, solltest du auf Bio-Weide-/Heumilch-Produkte zurückgreifen. Denn durch den Verzehr von Gräsern auf der Weide können auch Omega-3 Fettsäuren in die Milch oder die Produkte daraus gelangen. Omega-3 Fettsäuren wirken sich positiv auf das Entzündungsgeschehen im Körper aus.
Ernährung bei Multiple Sklerose ist so individuell wie die Krankheit selbst.
Du siehst also, es gibt ein paar kleine „Grundregeln“, die man bei der Ernährung beachten sollte. Dennoch ist eine entzündungshemmende Ernährung kein Heilmittel für die MS, aber du kannst den Verlauf positiv beeinflussen. Bestimmte Lebensmittel wirken sich positiv auf das Entzündungsgeschehen aus und wiederum andere können dieses anfachen.
Wenn du mehr über Ernährung bei Multiple Sklerose erfahren möchtest, dann schau doch mal bei FITNESS · FOOD & MS vorbei, dort findest du viele interessante Artikel und leckere Rezepte. Außerdem gibt es einen weiterführenden Artikel zum Einstieg in die MS Ernährung. Darin gebe ich dir 3 wertvolle Tipps, die dir den Einstieg erleichtern sollen. Hier geht es zum Artikel: „3 wertvolle Tipps zum Einstieg in die MS Ernährung“.