Ein Blick in die Zukunft: Neue Behandlungen bei feuchter Makula­degeneration

Verschiedene Therapie­ansätze gegen den Sehverlust werden untersucht

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Bei der „feuchten“ oder „neovaskulären“ Form der altersabhängigen Makuladegeneration (AMD) geht das zentrale Sichtfeld nach und nach durch undichte Gefäße verloren. Injektionen, Lasertherapien oder Operationen gehören zu den aktuellen Behandlungs­möglichkeiten. Eins haben die Therapien gemeinsam: Sie bremsen bei der Mehrzahl von Patienten den Sehverlust nur vorübergehend. Aber sind vielversprechende neue Behandlungen in Aussicht? Könnte es eines Tages sogar eine Heilung geben?

Intravitreale Injektionen: Derzeitige Therapie erster Wahl

Bei der feuchten AMD wird das Wachstum krankhafter Blutgefäße vom Wachstumsfaktor VEGF angeregt. VEGF-Hemmer, die per Injektion ins Auge verabreicht werden, sind die effektivste Behandlung, die heute angeboten wird. Die Behandlung kann das Fortschreiten des Sehverlustes aufhalten und in manchen Fällen sogar das Sehvermögen verbessern.

Da die Wirkung jedoch nur vorübergehend anhält und sich bei fortschreitender Krankheit neue Gefäße bilden, kann es sein, dass die Behandlung mit intravitrealen Injektionen regelmäßig wiederholt werden muss. Patienten und ihre Angehörige sind dadurch verständlicher­weise belastet – nicht selten kommt es zum Therapieabbruch.

Optimierung der Anti‑VEGF‑Therapie

Es gibt einige Ansätze, die sich das Ziel setzen, die Anti-VEGF-Therapie weiter zu verbessern oder die Therapielast für Patienten zu reduzieren:

Längere Wirkdauer – weniger Injektionen

Mit dem neuesten Anti-VEGF Medikament können die Intervalle zwischen Behandlungen verlängert werden, damit Patienten weniger oft Injektionen erhalten müssen – mit vergleichbaren Chancen auf Erfolg. In zwei Studien wurde der neue Wirkstoff Brolucizumab (Beovu®) mit einer der herkömmlichen Therapien, Aflibercept <span>&#40;</span>Eylea<sup>®</sup><span>&#41;</span>, verglichen, wobei beide Medikamente zunächst alle 4 Wochen für 3 Monate injiziert wurden. Brolucizumab wurde danach alle 12 Wochen und Aflibercept alle 8 Wochen verabreicht. Unter Brolucizumab hatten weniger Patienten Flüssigkeit im Auge – wegen der geringen Molekülgröße der Antikörper­fragmente konnte es effektiver in das Retinagewebe eindringen.

Implantate mit Langzeitwirkung

Eine weitere Option, Anti-VEGF-Wirkstoffe zu verabreichen, ist durch ein Implantat im Auge. In einer Studie wurde ein nachfüllbares Implantat getestet, das etwas grösser als ein Reiskorn ist. Es wird unter Lokal­anästhesie implantiert und gibt kontinuierlich eine spezielle Formulierung des Wirkstoffs Ranibizumab in das Auge ab. Nachgefüllt wird es alle 6 Monate. Verglichen mit Ranibizumab-Injektionen Lucentis<sup>®</sup> <span>&#40;</span>Ranibizumab<span>&#41;</span>, die alle vier Wochen verabreicht wurden, zeigte das Implantat ähnliche Resultate in der Behandlung der feuchten alters­abhängigen Makula­degeneration.

Braunalgen als VEGF‑Hemmer

Fucoidane sind langkettige Zuckermoleküle, die in Braunalgen erhalten sind. Einige von ihnen können scheinbar den Wachstumsfaktor VEGF hemmen. Es wird erforscht, welche Fucoidane VEGF am effektivsten hemmen, mit dem Ziel, den Sehverlust im frühen Stadium der Makula­degeneration zu verhindern.

Gentherapie

Der größte Vorteil einer Genbehandlung der altersabhängigen Makula­degeneration läge darin, dass sie einmal verabreicht werden müsste und lebenslang wirken sollte. In einer erfolgsversprechenden einleitenden Studie vom Jahr 2017 wurde die Sicherheit einer Gentherapie erprobt, die Retinazellen zu Produzenten von VEGF-Hemmstoffen macht.

Bei dieser Behandlung wurde ein Helfervirus mit einer Genfracht beladen, die quasi eine Anleitung zur Bildung eines VEGF-Rezeptors enthält, und einmalig ins Auge injiziert. Dort lädt das harmlose Virus die Gene in den Retinazellen ab, die daraufhin kontinuierlich die VEGF-Rezeptoren produzieren, die krankhafte Gefäß­durchlässigkeit und somit das Fortschreiten des Sehverlusts verhindern. Auch aktuellere Gentherapie-Studien, wie diese in Boston, hatten vielversprechende Ergebnisse.

Stammzellentherapie

Für die altersabhängige Makula­degeneration wurden bereits viele Studien zur embryonalen Stammzell­therapie gestartet. Ein positives Ergebnis hatte die Behandlung im März 2018 von zwei Patienten mit fortgeschrittener feuchter AMD mit einem „Pflaster“ für die Netzhaut. Eine dünne Membran aus Polyester wurde mit retinalen Pigmentepithelzellen versehen, die aus Stammzellen hergestellt worden waren. Die Pigmentepithelzellen sind die Versorgungsschicht der Photorezeptoren im Auge, die unter anderem der Farberkennung und dem Sehen bei Tageslicht dienen.

Die behandelten Patienten konnten ein Jahr nach der Operation wieder Zeitschriften und Bücher lesen, mussten jedoch auch wegen Komplikationen nach dem Eingriff behandelt werden. Das wichtigste Ergebnis war jedoch, dass keine der Patienten Krebsanzeichen aufwiesen – ein Risiko bei der Transplantation embryonaler Stammzellen.

Aus früherer Forschung ging hervor, dass bei Netzhaut­transplantationen ohne Pigment­epithel­zellen kein Sehverbesserungen nachgewiesen wurde. Die Transplantation von Pigment­epithel­zellen ist also von zentraler Bedeutung – auch als Behandlungs­möglichkeit bei der „trockenen“ Form der altersabhängigen Makula­degeneration, bei der die Schäden an den Sehzellen bisher nicht therapiert werden können.

Früherkennung bleibt ausschlaggebend

Die Stammzellen­therapie mag einer Heilung der Makuladegeneration am nächsten kommen, idealerweise kommt es jedoch gar nicht erst dazu, dass die Netzhaut und Sehzellen zerstört werden und ersetzt werden müssen. Bei der feuchten altersbedingten Makula­degeneration heißt das, krankhaftes Gefäß­wachstum möglichst früh zu erkennen und von Anfang an zu verhindern.

Wichtig ist also die Früherkennung durch regelmäßige Besuche beim Augenarzt und Selbsterkennung. Bessere Aufklärung über die Symptome der feuchten AMD, wie verschlechtertes, unscharfes oder verzerrtes Sehen, springende Buchstaben und sich krümmende Linien, kann ein rechtzeitiges Eingreifen ermöglichen.

Das Eingreifen an sich kann durch die Entwicklung neuer Behandlungsoptionen wie Implantaten oder Gentherapie patienten­freundlicher werden und die Therapielast reduzieren, was vielen Patienten und deren Angehörigen erleichtern sollte, mit der Behandlung fortzufahren.


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