Lhermitte-Zeichen
Was sind Lhermitte‑Zeichen?
Das Lhermitte-Zeichen ist ein prüfbares klinisches Zeichen, das durch eine neurologische Untersuchung auftritt. Um das Lhermitte-Zeichen festzustellen, beugt der Arzt oder die Ärztin den Kopf des Patienten nach vorne. Ein „positives Lhermitte-Zeichen“ wird diagnostiziert, wenn der Patient bestätigt, im Rumpf oder in den Extremitäten ein unangenehmes, meist „elektrisierendes“ Gefühl zu verspüren.
Die Ursache für ein positives Lhermitte-Zeichen: Beugt sich die Wirbelsäule im Nackenbereich, dehnen sich (nur beim positiven Befund) die Hirnhäute. Diese Dehnung entsteht nur infolge von entzündlichen Veränderungen, wie beispielsweise Tumoren im Rückenmark oder bei Multipler Sklerose.
Der Name des klinischen Phänomens stammt von dem französischen Neurologen Jean Jacques Lhermitte.
Wie fühlen sich Lhermitte-Zeichen an?
Lehnt eine Person mit einem positiven Lhermitte-Zeichen den Kopf nach vorne und legt das Kinn auf die Brust, spürt er ein Missempfinden in Armen und bzw. oder Rumpf. Das kann ein elektrisierendes, unangenehmes bis schmerzhaftes Gefühl sein.
Andere Missempfindungen, die Menschen mit MS verspüren können
- Ein Kribbeln, „als hätte man Ameisen in Beinen oder Armen“ (Oberflächenparästhesien)
- Thermparästhesien: Ihre Kältesensibilität ist hierbei gestört. Menschen mit Thermparästhesien fühlen Kälte in den Extremitäten oder nehmen Kälte intensiver bis schmerzhaft wahr
- Tiefenparästhesien: Manche Menschen mit MS haben das Gefühl, dass sie eingeschnürt oder von Bandagen umgeben sind oder als läge ein Panzer um ihren Körper. Gelegentlich wird auch das Gegenteil berichtet: Gelenke fühlen sich statt eingeschnürt aufgebläht an
- Taubheitsgefühle
Marklagerläsionen
Was ist das Marklager?
Das Marklager ist eine weiße Substanz im Gehirn, das unter der Großhirn- und Kleinhirnride liegt. Es enthält überwiegend Nervenfasern, die Nervenzellen der grauen Substanz (verantwortlich für Motorik der Skelettmuskulatur und Sensibilität der Nervenzellen) miteinander verbinden und außerdem Gliazellen (sie stützen und versorgen Nervenzellen mit Nährstoffen und sind Teil der Informationsweiterleitung).
Was sind Marklagerläsionen im Gehirn?
Von Marklagerläsionen spricht man, wenn das Marklager im Gehirn beschädigt ist. Infolgedessen entsteht eine Marklagergliose – eine Vermehrung der Gliazellen im Marklager des Gehirns. Diese Gliazellen ersetzen geschädigtes Nervengewebe.
Um Marklagergliosen feststellen zu können, wird ein Schädel-MRT gemacht. Ob man von einer Marklagergliose auf Multiple Sklerose schließen kann, ist davon abhängig, welche anderen neurologischen Symptome der Patient vor der Untersuchung zeigt. Das MRT-Bild allein ist nicht aussagekräftig – bei älteren Patienten sind diese Gliosen im Marklager oft ein Nebenbefund anderer Erkrankungen.
Marklagerveränderung – was sind die Symptome und Ursachen?
Zu Veränderungen im Marklager kann es aus ganz unterschiedlichen, oft auch harmlosen Gründen kommen. Stellt man Marklagerveränderungen fest, sind im MRT in der Regel weiße Punkte zu sehen. Diese weißen Punkte bemerkt man auch bei Patienten mit zunehmenden Alter – in der Regel treten diese Punkte bei Menschen mit Multipler Sklerose aber an anderen Stellen auf. Um sicherzugehen, dass die Veränderungen des Marklagers auf Entzündungen des Nervengewebes zurückzuführen sind, werden noch weitere neurologische Untersuchungen wie eine Lumbalpunktion vorgenommen.
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Die Wahrscheinlichkeit Veränderungen im Marklager zu bemerken, erhöht sich auch unter diesen Bedingungen:
- Rauchen
- hoher Blutdruck
- Migräne
- Depression
Da Marklagerläsionen auf verschiedene Gründe zurückzuführen sind, reichen sie allein nicht aus, um eine Multiple Sklerose diagnostizieren zu können.
Was sind unspezifische Marklagerläsionen?
Der Befund einer „unspezifischen Marklagerläsion“ bezeichnet eine, im MRT sichtbare Veränderung im Gehirn, die nicht auf eine bestimmte Erkrankungen schließen lässt. Das Marklager verändert sich ohne eine spezifische Ursache.
Sind Marklagerläsionen gefährlich?
Marklagerläsionen entstehen entweder als Folge einer Erkrankung oder durch Alter bzw. Lebensbedingungen. Treten Veränderungen des Marklagers zusammen mit anderen Symptomen auf, die auf eine bestimmte Erkrankung schließen lassen – wie beispielsweise Multiple Sklerose – dann können Marklagerläsionen ein Anhaltspunkt für Folgeuntersuchungen sein. Ist der Befund allerdings unspezifisch, gibt es in der Regel keinen Grund zur Sorge.
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