Multiple Sklerose hat Einfluss auf kognitive Fähigkeiten. Vielleicht ist Ihnen aufgefallen, dass Sie mehr Zeit benötigen, um Informationen zu verarbeiten. Oder Ihre Konzentration lässt früher nach. Viele Menschen mit MS berichten von einem Einfluss der Erkrankung auf das Denken und Lernen.
Kognitive Fähigkeiten bei MS
Damit werden alle Prozesse beschrieben, die in Ihrem Verstand passieren. Dazu gehört beispielsweise das Lenken Ihrer Aufmerksamkeit oder die Verarbeitung von Sinneswahrnehmungen (z.B. Informationsaufnahme durch Hören oder Sehen). Die Multiple Sklerose nimmt nicht nur Einfluss auf Ihren Körper, sondern auch auf Ihre Kognition:
- Gedächtnis und Erinnerung: Sich auf Anhieb an etwas erinnern können, das kürzlich passiert ist, beispielsweise ob Sie morgens Ihre Medikamente eingenommen haben
- Sprachgewandtheit: Imstande sein, flüssig und mit angepasster Wortwahl sprechen zu können
- Aufmerksamkeit und Konzentration: Verarbeitung von vielen Informationen gleichzeitig, beispielsweise beim Arzttermin ein Gespräch führen und dabei Notizen machen
Der Einfluss von MS auf Gedächtnis und Verstand ist (wie so oft bei der MS) von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Geistige Leistungsstörungen entwickeln sich außerdem unabhängig von körperlichen Multiple Sklerose-Symptomen. Das Auftreten kognitiver Symptome wird jedoch wahrscheinlicher, je länger Sie Multiple Sklerose haben. Auslöser sind MS-bedingte Schädigungen (Läsionen) von Nervenzellen im Gehirn, vor allem im Großhirn.
Die gute Nachricht: Ausgleichsstrategien und Gehirntraining können bei kognitiven MS-Symptomen helfen. Zusätzliche Anstrengungen unternehmen zu müssen, um die gleiche Leistung zu erzielen, kann zwar frustrierend sein, aber im Nachfolgenden haben wir einige Tipps, die Ihnen helfen können.
10 Life-Hacks bei kognitiven Symptomen
Wir haben einige von Experten empfohlene Strategien aufgelistet, die Ihnen helfen können, mentale Hürden im Verlauf Ihrer MS-Erkrankung zu überspringen oder zu ebnen.
N°1: Die Auslöser identifizieren
Gibt es Momente in Ihrem Alltag, in denen Sie Schwierigkeiten mit Ihrer Kognition haben? Wann treten die Symptome auf? Sobald Sie herausgefunden haben, welche Herausforderungen Ihnen zu schaffen machen, können Sie leichter Lösungen finden und angehen. Beachten Sie dabei: Durch einen Schub oder Faktoren wie Fatigue, Stress oder Nebenwirkungen von MS-Medikamenten kann die kognitive Leistungsfähigkeit vorübergehend beeinträchtigt werden. Achten Sie darauf, ob diese Leistungsstörungen nur von kurzer Dauer sind.
N°2: Bestimmen, wie es um Ihr Gedächtnis steht
Bitten Sie Ihren Arzt oder Ihre Ärztin um eine fundierte Beurteilung Ihrer Gedächtnisleistung. Das hilft Ihnen dabei, Veränderungen Ihrer mentalen Leistungsfähigkeit erfassen können.
N°3: Helfen Sie Ihrem Gedächtnis auf die Sprünge
Finden Sie Ihren eigenen Weg, der MS ein Schnippchen zu schlagen, indem Sie Ihre Umwelt so gestalten, dass Ihnen wichtige Dinge nicht länger entgehen: Platzieren Sie einen sorgfältig geführten Kalender neben der Kaffeemaschine, befestigen Sie farbige Klebezettel am Garderobenspiegel oder tragen Sie alle anstehenden Termine in Ihr Smartphone ein – getreu dem Motto: „Bleibt’s im Auge, bleibt’s im Sinn!“
N°4: Finden Sie die beste Tageszeit für Ihr Gehirn!
Klingt seltsam? Bestimmt haben Sie schon einmal davon gehört, dass es „nachtaktive“ und Morgenmenschen gibt. Gehören Sie zur ersten Kategorie, fällt es Ihnen morgens deutlich schwerer, Arbeit und Alltag zu organisieren. Somit sollten Sie Aufgaben, die Ihre volle Konzentration erfordern, in diesem Fall auf den Nachmittag verlegen. Fangen Sie eher als früher Vogel den Wurm? Dann schenken Sie den wichtigen Dingen noch vor dem Mittagessen Ihre Aufmerksamkeit.
N°5: Ihr Smartphone unterstützt Ihr Leben mit MS
Nutzen Sie die MyTherapy-App für MS, um Medikamente, Arztbesuche und den Therapiefortschritt im Auge zu behalten – das macht den Kopf frei für anderes.
N°6: Halten Sie sich geistig fit
Die Leistung Ihres Gedächtnisses nimmt ab, wenn Sie es nicht ab und zu herausfordern, denn das Gehirn passt sich bis zu einem gewissen Grad an die kognitiven Anforderungen an, die Sie stellen. Diese kleinen Aktivitäten lassen sich einfach in den Alltag einbauen und halten Sie geistig auf Trab: Konzentrationsspiele, Gehirnjogging-Übungen, Sudoku und Kreuzworträtsel können dazu beitragen, Ihre geistige Leistungsfähigkeit trotz fortschreitendem MS-Verlauf zu erhalten.
N°7: Frische Luft und ausreichend Bewegung
Dass ein starker Körper einen wachen Geist fördert, wussten schon altgriechische Philosophen. Bisher kamen Studien zwar noch nicht zu eindeutigen Ergebnissen, doch die Erforschung von körperlicher Bewegung zur Vorbeugung oder Verbesserung von kognitiven MS-Symptomen gewinnt an Bedeutung. Probieren Sie es aus – gehen Sie öfters einmal an der frischen Luft spazieren oder treiben Sie draußen Sport.
N°8: Vermeiden Sie Stress und Ermüdung
Diese können vorübergehende Konzentrations- und Gedächtnisschwächen nach sich ziehen, die MS-bedingten kognitiven Störungen ähneln. Während der Arbeit oder mit Kindern ist es beispielsweise nicht immer einfach, diesen Punkt zu erfüllen. Stresspotenzial verbirgt sich hinter vielen Ecken. Achten Sie darauf, welche Situationen besonders nervenaufreibend sind und überlegen Sie sich in einem ruhigen Moment, wie sich diese Situationen angenehmer für Sie gestalten lassen. Und gönnen Sie sich eine Pause.
N°9: Informieren Sie sich
Kognitive Symptome infolge einer Multiplen Sklerose haben keinen Einfluss auf Ihre Intelligenz. Eine MS-Diagnose bedeutet auch nicht, dass Sie Symptome einer Demenz entwickeln. Die kognitiven Symptome einer MS bleiben über mehrere Jahre nach Ausbruch der Erkrankung gleich oder verschlechtern sich konstant – dies ist ganz individuell.
Mentale Stolpersteine sind auch beileibe keine Erkrankungen der Psyche, wie Depressionen es sind. Sie können jedoch ähnliche kognitive Symptome auslösen, beispielsweise langsameres Denken
N°10: Holen Sie sich Hilfe
Erklären Sie Freunden, Familienangehörigen oder Arbeitskollegen, dass Ihre MS auch Auswirkungen auf Ihre kognitiven Leistungen hat. Es hilft zu erläutern, wie sich diese äußern und was Ihnen geistig auf die Sprünge hilft. Diese Aufklärung trägt dazu bei, dass Sie Verständnis und eine angemessene Unterstützung von Ihrem Umfeld erhalten.
Denken Sie immer daran, dass Sie in den meisten Fällen die Fähigkeiten von früher nicht verloren haben – Sie brauchen jetzt nur etwas länger, um auf sie zuzugreifen. Mit der richtigen Unterstützung und den richtigen Strategien können Sie sich hier den Weg ebnen.
Diese Beiträge könnten Sie außerdem interessieren: