In den letzten Jahren wurde für die rheumatoide Arthritis eine neue Art Medikament entwickelt. Es wird mittels einer Injektion oder Infusion verabreicht. Bei den meisten Medikamenten ist die Arzneimittel-Einnahme via Infusion eher unüblich. Es ist also nicht verwunderlich, dass viele Menschen mit rheumatoider Arthritis einige Fragen rund um die Behandlung haben. Wir erklären Ihnen heute, was Sie bei der Infusionstherapie zu erwarten haben.
1. Rheumatoide Arthritis: Was hat es mit der Infusionstherapie auf sich?
Bevor wir erklären, was es mit der Infusionstherapie bei rheumatoider Arthritis auf sich hat, gehen wir einen Schritt zurück und betrachten die vier unterschiedlichen Arten von Medikamenten, die bei der rheumatoiden Arthritis Anwendung finden: Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAIDs), Steroide, krankheitsmodifizierende Antirheumatika (DMARDs) und biologische DMARDs (bDMARDs). Die Infusionstherapie ist ein Teil der bDMARDs – bekannt ist diese Medikamentengruppe auch unter der Bezeichnung „Biologika“.
Biologika beeinflussen bestimmte Proteine, die für die Entstehung von Gelenkentzündungen verantwortlich sind und halten so das Fortschreiten der rheumatoiden Arthritis auf. Biologika können die Erkrankung zwar nicht heilen, aber sie können die Schäden in den Gelenken deutlich verlangsamen.
Fast alle bDMARDs liegen in flüssiger Form vor und können den Patienten nur durch Injektion oder Infusion verabreicht werden. Im Gegensatz zu anderen gängigen RA-Medikamenten (z. B. DMARD) können Biologika nicht oral verabreicht werden, da sie direkt in den Blutkreislauf abgegeben werden müssen.
2. Was kann die Infusionstherapie?
Ein wesentlicher Vorteil der Infusionstherapie ist, dass bDMARDs tendenziell schneller und effektiver wirken als herkömmliche DMARDs. Die gentechnisch hergestellten Proteine können auf verschiedene Teile des Immunsystems abzielen, um diese daran zu hindern, Ihre Gelenke anzugreifen und letztlich die Gelenkentzündung und Gewebeschäden zu verringern.
Die Infusionstherapie wird in der Regel verschrieben, wenn nicht-biologische DMARD-Medikamente wie Methotrexat (Trexall), Hydroxychloroquin (Plaquenil) und Leflunomid (Arava) bei Ihnen nicht gut ansprechen. Sie können auch nicht-biologische DMARD-Medikamente, wie Methotrexat, in Verbindung mit einer Infusionstherapie erhalten.
3. Welche Infusionsmedikamente werde ich erhalten?
Einige der häufigsten biologischen Medikamente für die Infusionstherapie sind Abatacept (Orencia), Golimumab (Simponi Aria), Infliximab (Remicade), Rituximab (Rituxan) und Tocilizumab (Actemra). Sprechen Sie mit Ihrem Arzt, um gemeinsam zu entscheiden welches Medikament am besten für Sie geeignet ist. Die Entscheidung wird vor allem von Ihrer Diagnose, Ihrer Krankengeschichte, der Art und Weise, wie Ihr Immunsystem auf das Medikament reagiert und Ihrer Krankenversicherung abhängen.
4. Wie funktioniert eine Infusion genau?
Nachdem eine Infusion in Ihrer Hand oder Ihrem Arm angeschlossen wird, wird das flüssige Medikament durch eine Vene in Ihren Körper „infundiert“. Während der Infusion kann es hilfreich sein, etwas Entspannendes zu tun, z. B. zu lesen oder ein Spiel auf Ihrem Smartphone zu spielen.
5. Wo wird die Infusionstherapie verabreicht?
Sie können sich das Medikament nicht selbst zu Hause injizieren. Sie müssen in ein Krankenhaus oder eine Praxis gehen, um die Infusion zu erhalten. Die Ausstattung der einzelnen Infusionsräume kann sich voneinander unterscheiden, aber sie haben ein gemeinsames Ziel: Sie und die anderen Patienten sollen sich bei der Behandlung so wohl wie möglich fühlen.
In vielen Infusionsräumen finden Sie Liegestühle, Decken, Kissen und sogar einen Fernseher. Sie können während der Infusion schlafen, Ihre Lieblingsserien sehen oder am Computer arbeiten. Wenn Sie möchten, können Sie auch Ihre Angehörigen bitten, Sie während der Behandlung zu begleiten.
6. Wie lange dauert die Infusionstherapie?
Die Infusionsdauer kann zwischen 15 Minuten und vier Stunden oder länger variieren. Sie hängt von verschiedenen Faktoren ab, z. B. von den Medikamenten selbst (sie unterscheiden sich von Hersteller zu Hersteller, manche haben eine Standarddosierung, andere nicht), Ihrer Verträglichkeit und Ihrem Gewicht. Zum Beispiel kann die Infusion von Remicade etwa drei Stunden dauern, während die Infusion von Simponi Aria nur 30 Minuten dauern kann.
7. Wie lange muss ich nach der Infusion warten, bis eine spürbare Besserung auftritt?
Sie werden die Wirkung des infundierten Medikaments nicht sofort spüren. Manche Menschen bemerken eine Besserung Ihres Gesundheitszustands nach der ersten Infusion in den ersten Wochen, während andere sie vielleicht erst nach Monaten spüren. Außerdem kann es sein, dass manche Menschen den Fortschritt erst nach der zweiten Infusionssitzung spüren oder sogar nach der dritten oder vierten. Denken Sie daran, dass jeder Mensch anders und individuell auf Medikamente reagiert und es wichtig ist, sich an Ihren Behandlungsplan zu halten. Versuchen Sie Ihr Bestes, um diesen einzuhalten: das steigert die Wirksamkeit der Therapie.
8. Ist eine Infusionstherapie bei rheumatoider Arthritis mit Schmerzen verbunden?
Sie spüren etwas Druck und einen Stich, wenn die Nadel für die Infusion eingeführt wird. Aber sobald die Infusionsflüssigkeit in Ihren Körper fließt, spüren sie nichts mehr. Wenn der Gedanke an Nadeln oder das Anschließen Ihrer Hand/Ihres Arms an eine Infusion Ihnen Angst macht, besprechen Sie dies mit Ihrem Arzt. Er kann einen Weg für Sie finden, sich während der Infusion zu entspannen.
9. Was sind die Nebenwirkungen einer Infusionstherapie?
Wie bei anderen Medikamenten können auch bei Biologika Nebenwirkungen auftreten. Im Allgemeinen gehören zu den leichten Nebenwirkungen Reaktionen an der Injektionsstelle (Rötung, Juckreiz, Schmerzen und Schwellungen), Übelkeit und Kopfschmerzen (können durch ein Flüssigkeitsungleichgewicht verursacht werden). Einige der schwerwiegenderen Nebenwirkungen können allergische Reaktionen (Juckreiz, Nesselsucht und Hautrötung), erhöhtes Infektionsrisiko, Blutgerinnsel in der Lunge, Tuberkulose und Atembeschwerden sein.
Darüber hinaus kann jedes Medikament für bestimmte Menschen aufgrund ihrer Krankengeschichte nicht geeignet sein. Bitten Sie Ihren Arzt, Ihren Gesundheitszustand (auch aus der Vergangenheit) zu überprüfen und die möglichen Folgen der Einnahme eines bestimmten Infusionsmedikaments zu besprechen, bevor Sie sich für eine bestimmte Therapie entscheiden.
Fazit: Ist die Infusionstherapie etwas für mich?
Insbesondere wenn sich Ihr Zustand nach einer Behandlung mit anderen Medikamenten nicht bessert, kann die Infusionstherapie eine gute Option bei der Behandlung Ihrer rheumatoiden Arthritis sein. Die Infusionstherapie kann eine Verschlimmerung der Entzündung effektiver verhindern als Arzneien, die oral eingenommen werden (wie Hydroxychloroquin, Leflunomid oder Sulfasalazin). Zudem kann die Infusionstherapie auch für Patienten geeignet sein, die sich zu Hause keine Spritzen geben wollen. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt und prüfen Sie die Kostenübernahme durch Ihre Krankenkasse. Wenn eine Infusionstherapie (bDMARD) für Sie nicht infrage kommt, können Sie sich für ein DMARD entscheiden, das aus der gleichen Medikamentengruppe stammt, aber oral verabreicht wird.
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