Nachdem Sie oder Ihre Angehörige die Diagnose Diabetes erhalten haben, könnte es sein, dass Sie bei Recherchen über Ratgeber gestolpert sind, die sich rund um das Thema „Diabetes ist heilbar“ drehen. Bücher dieser Art haben das Potenzial, sich zu wahren Bestsellern zu entwickeln. Da stellt sich natürlich zu Recht die Frage: „Funktioniert das wirklich?“ Es klingt fast zu schön, um wahr zu sein. Deshalb behandelt unser Beitrag heute die wissenschaftlichen Erkenntnisse hinter der Umkehrung von Diabetes – und wir zeigen, wie Sie diese für sich verwenden können!
Die Wissenschaft hinter der Umkehrung von Diabetes
An dieser Stelle möchten wir betonen: Wenn davon gesprochen wird, „Diabetes rückgängig zu machen“, dann bedeutet das nicht, dass „Diabetes heilbar ist“. Der Mythos ist also falsch. Trotzdem können diese ganzen Ratgeber dennoch dazu führen, dass Sie eine geringere Dosis Insulin benötigen – für viele Menschen ein großer Erfolg in der Behandlung!
Bei dem Begriff „Umkehrung“ muss jedoch nach dem Diabetes-Typ unterschieden werden.
Typ 1-Diabetes: Hier sprechen wir im Deutschen eigentlich nicht davon, die Diagnose umzukehren. Wird erklärt, dass der Blutzuckerspiegel sich auf ein normales Niveau einpendelt und der Diabetiker oder die Diabetikerin kein Insulin benötig, spricht man von „Remission“ oder „Honeymoon Phase“.
- Was bei der Remission passiert: Wird Diabetes-Typ-1 diagnostiziert, sind die eigenen Antikörper damit beschäftigt, sogenannte Betazellen in der Bauchspeicheldrüse zu schädigen, die für die Insulinproduktion verantwortlich sind. Das Hormon Insulin hält den Blutzucker in Schach. Bei einem zu hohen Blutzuckerwert kann es zu Bewusstseinsstörungen kommen. Wird nach der Diagnose nun mit der Insulintherapie begonnen, ist es möglich, dass der Insulinbedarf absinkt, da noch einige Betazellen funktionieren und sich durch das zusätzliche Insulin erholen können. Diese Phase – die Remission – hält jedoch nur für einen begrenzten Zeitraum an. Dieser ist von Person zu Person sehr unterschiedlich. Forschende arbeiten daran, den Remissionszeitraum auszudehnen.
Typ 2-Diabetes: Wenn von einer Umkehrung der Diagnose gesprochen wird, ist in den meisten Fällen eine Veränderung des Lebensstils gemeint, die positive Effekte auf Menschen mit Diabetes Typ 2 hat.
- Was mit Umkehrung gemeint ist: Hierbei wird das Ziel gesteckt, den Blutzuckerspiegel auf einem gesunden Niveau zu halten ohne dabei auf Diabetes-Arzneimittel zurückgreifen zu müssen. Aber wie soll das eigentlich gehen?
Fett hat mehrere wichtige Funktionen in unserem Körper: Es dient als Isolierung gegen Stöße oder Reibung, es speichert Wasser und Energiereserven und schützt den Körper außerdem vor Kälte. Eine fettreiche Ernährung stellt Sie jedoch vor mehr Herausforderungen bereit als enger werdende Hosen. Überschüssiges Fett, also Fett, das der Körper aufnimmt, jedoch nicht sinnvoll verwerten kann, beginnt, sich an Stellen abzulagern, an die es nicht hingehört. Leider ist hier eine häufige Anlaufstelle, an der sich das überschüssige Fett sammelt, die Bauchspeicheldrüse. Wenn es in die Bauchspeicheldrüse gelangt, wird diese dadurch verstopft. Das mindert ihre Fähigkeit zur Insulinproduktion.
Eine englischsprachige Studie von Forschenden der Universitäten Glasgow und Newcastle lässt darauf schließen, dass bei einer Diät, die zu einen Gewichtsverlust von etwa 15 Kilogramm führt, die Probanden ihren Blutzuckerhaushalt wieder auf einem gesunden Niveau halten konnten – knifflig war es für die Studienteilnehmer, die „gesunde Ernährung“ beizubehalten. (Bitte beachten Sie an dieser Stelle: Teilnehmer der Studie waren übergewichtig und der Gewichtsverlust wurde von medizinischen Fachkräften überwacht. Extreme Diäten ohne die Betreuung Ihres Arztes oder Ihrer Ärztin können negative gesundheitliche Folgen für Sie haben.)
Wie Sie Ihren Diabetes in den Griff bekommen – Grundlagen
Um Diabetes in den Griff zu bekommen und die Insulinresistenz umzukehren, muss also überschüssiges Fett in Muskel- und Leberzellen abgebaut werden. Es gibt im Wesentlichen drei Dinge, die in der englischsprachigen Studie zur Diabetes-Umkehrung als wichtig hervorgehoben werden.
Pflanzliche, fettarme Lebensmittel
Eine Ernährung mit fettarmen, ballaststoffreichen Lebensmitteln wie Obst, Gemüse, Pilzen und Vollkornprodukten kann die Insulinempfindlichkeit drastisch verbessern. Fettreiche Lebensmittel – besonders solche mit gesättigten Fettsäuren – sollten vermieden werden: Pommes frites, Mayonnaise, Paniertes etc.
Intermittierendes Fasten
Interm… – wie bitte? Mit dem sogenannten „intermittierendem Fasten“ oder auch „Intervall-Fasten“ können Sie Ihre kardiovaskuläre Gesundheit verbessern und Gewicht verlieren. Damit ist gemeint, dass Sie größere Pausen zwischen Ihre Mahlzeiten legen sollten und Ihr Essen immer etwa zur selben Uhrzeit einnehmen. Sie sollten jedoch nicht versuchen zu fasten, ohne vorher mit Ihrem Arzt zu sprechen, da eine unsachgemäße Durchführung potenziell schädlich sein kann.
Regelmäßige körperliche Aktivität
Es hört sich einfach an, aber oft scheitert das Bewegungsvorhaben an dem einem Punkt: der Regelmäßigkeit. Wir empfehlen Ihnen, in der MyTherapy-App eine Bewegungserinnerung einzurichten. Beispielsweise einen 15-minütigen Verdauungsspaziergang nach dem Abendessen. Mit der Zeit wird dieser Spaziergang zur Routine – womöglich finden Sie Gefallen daran und erweitern Ihre Route oder bauen noch zusätzliche moderate Sporteinheiten in Ihren Wochenplan ein. Wenn Sie jeden Tag aktiv sind, steigt ihr Tagesbedarf an Kalorien und somit kommen Sie eher in ein Defizit – in diesem Fall greift ihr Körper auf die zusätzlichen Fettreserven zurück.
Auf dem Weg, Diabetes umzukehren: 5 Tipps, die Ihren Insulinspiegel beruhigen
Rauchen: Stoppen Sie dieses Laster (oder bleiben Sie rauchfrei). Denn Menschen, die regelmäßig rauchen, haben ein 30–40% höheres Risiko, an Diabetes zu erkranken. Wenn die Diagnose bereits gestellt ist, ist dies vermutlich ein Anreiz: Die Insulinempfindlichkeit wird durch den Konsum von Nikotin beeinträchtigt.
Wasser: Bleiben Sie stets hydriert – vor allem in den Sommermonaten kann sich schnell der Durst melden. Im Durschnitt haben Menschen, die stehts angemessen hydriert bleiben einen signifikant gesünderen Blutzuckerspiegel. Tipp: Immer eine Flasche Wasser in Griffweite haben.
Alkohol: Selbst mäßiger Alkoholkonsum kann das Risiko, Diabetes zu verstärken, erhöhen. Wenn Sie sich entscheiden, trotzdem zu trinken, sollten Sie den Konsum auf weniger als zwei Getränke pro Tag beschränken.
Stress: Manche Situationen im Alltag sind einfach stressig – hier kann man sich meistens nicht einfach wegducken. Zu viel Stress hat jedoch möglicherweise eine negative Auswirkung auf Ihre Insulinempfindlichkeit. Wenn es Ihnen schwerer fällt, mit Stress umzugehen, können Sie versuchen Meditation in Ihren Tagesplan einzubauen oder kleine Achtsamkeitsübungen zu probieren.
Experten: Sie müssen sich nicht alleine der Informationsflut zum Thema „Ernährung & Diabetes“ aussetzen – all die Fachartikel und Internetportale können sich als ein Dschungel mit lauter versteckten Fehlinformationen entpuppen. Die Zusammenarbeit mit einem Ernährungsberater ist eine hervorragende Möglichkeit, Ihre Ernährung besser und gezielt in den Griff zu bekommen. Darunter vor allem auch Spezialisten, die sich auf Diabetiker-Diäten konzentrieren.
Das Unterfangen Diabetes umzukehren, birgt eine Menge Risiken durch die Verarbeitung von Fehlinformationen. Grundsätzlich können wir jedoch betonen: Mit einem angepassten Ernährungsplan und sorgfältiger Ausführung ist es möglich, Ihre Blutzuckerwerte langfristig auf einem Niveau zu halten, das Ihre Lebensqualität nicht beeinträchtigt.
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