Was ist Simvastatin?
Simvastatin ist ein Prodrug – ein inaktiver pharmakologischer Stoff, der erst durch die Verstoffwechselung seine Wirkung entfalten kann. Durch die Leber wird Simvastatin aktiv. Es wird oral eingenommen und bei der Behandlung von erhöhten Blutfettspiegeln eingesetzt. Man nennt diesen Wirkstoff daher auch einen „Lipidsenker“.
Der Wirkstoff ist in Form von Filmtabletten mit 10 mg, 20 mg, 40 mg sowie 80 mg erhältlich.
Wie alle anderen Statine hemmt Simvastatin die körpereigene Herstellung von Cholesterin.
Wozu wird Simvastatin verwendet?
Simvastatin greift wie andere Statine in den Stoffwechsel von Cholesterin (auch Cholesterol genannt) ein. Cholesterin ist ein vom Körper dringend benötigter Stoff, der hilft, Zellmembranen aufzubauen oder Hormone und Gallensäure (für die Verdauung von Fetten) zu bilden. Die Mehrheit – aber nicht ausreichend – an Cholesterin stellt die Leber eigenständig her. Den Rest beziehen wir aus der Nahrungsaufnahme. Wollen wir zu hohe Cholesterinwerte wieder verringern, können wir also einerseits die Produktion von Cholesterin durch unsere Leber durch Medikamente einschränken oder andererseits unsere Essgewohnheiten ändern.
Primär bei der Behandlung von zu hohen Cholesterinwerten im Blut (Hypercholesterinämie) wird Simvastatin verwendet. Mit Cholesterinsenkern oder Statinen sollte in der Therapie erst angefangen werden, wenn die nicht-medikamentöse Behandlung durch Maßnahmen wie eine gesunde Ernährungsumstellung oder mehr Sport nicht länger weiterhilft.
Simvastatin findet Verwendung bei:
- Patienten mit koronarer Herzkrankheit (KHK)
- Patienten mit heterozygoter familiärer Hypercholesterinanämie
- Patienten mit erhöhten Cholesterin- oder Fettwerten im Blut
Wie wird Simvastatin eingenommen?
Man nimmt Simvastatin oral (durch den Mund) ein. Wie viele Statine muss auch Simvastatin erst durch die Leber „aktiviert“ werden. Die Dauer, die Simvastatin zum Wirken benötigt liegt bei bis zu zwei Stunden nach der Einnahme.
Der Körper arbeitet nachts verstärkt daran, Cholesterin zu bilden und daher sollte Simvastatin abends – unabhängig von einer Mahlzeit – eingenommen werden. Nehmen Sie das Medikament wie mit Ihrem Arzt besprochen zusammen mit einer Flüssigkeit, am besten einem Glas Wasser, zu sich.
Die Einnahme von Simvastatin
Der Wirkstoff ist in Tablettenform erhältlich und sollte, wenn mit dem behandelnden Arzt nicht anders besprochen, einmal täglich, abends oral eingenommen werden. Der Arzt bestimmt die Art der Einnahme und die Wirkstärke des Medikaments und passt die Behandlung an Ihre Lebensumstände an.
Es sollte bei der Therapie mit Simvastatin darauf geachtet werden, dass das Medikament regelmäßig eingenommen wird, damit die Behandlung Erfolg hat. Denn Cholesterinwerte im Blut können sich über einen Zeitraum von mehreren Wochen verändern.
Der Erfolg der Behandlung ist durch die Person, die Simvastatin einnimmt, nicht unmittelbar „spürbar“ – daher wird empfohlen, das Medikament nicht eigenmächtig, ohne die Absprache mit dem Hausarzt, abzusetzen.
Wann Simvastatin nicht eingenommen werden darf
Nehmen Sie Simvastatin nicht ein bei:
- einer Allergie gegen den Wirkstoff Simvastatin oder einen der anderen Bestandteile dieses Arzneimittels
- einer gegenwärtigen Lebererkrankung
- der gleichzeitigen Einnahme von Itraconazol oder Ketoconazol (Medikamente zur Behandlung von Pilzinfektionen)
- der gleichzeitigen Einnahme von Erythromycin oder Clarithromycin (Antibiotika zur Behandlung von Infektionen)
- HIV-Protease-Hemmer wie z.B. Indinavir, Nelfinavir, Ritonavir und Saquinavir (HIVProtease-Hemmer werden zur Behandlung der HIV-Infektion eingesetzt)
Bei der Einnahme von Simvastatin kann es zu Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten kommen, wenn Sie mehrere Arzneien gleichzeitig einnehmen. Sprechen Sie daher die Therapie mit Simvastatin immer mit Ihrem behandelnden Arzt ab.
Bitte beachten Sie: Diese Medikamenteninfo ist kein Ersatz für eine Beschreibung des Medikaments durch einen Arzt oder Apotheker und lediglich der individuellen Weiterbildung zugedacht. Besprechen Sie ihre aktuelle Medikation und Ihr Essverhalten mit Ihrem Hausarzt, um auszuschließen, dass Sie etwas einnehmen, dass das Eintreten von Nebenwirkungen durch Simvastatin begünstigt.
Was Sie bei der Einnahme von Simvastatin beachten müssen
Verzichten Sie während der Therapie mit Statinen auf Grapefruits oder Pomelos. Bestandteile dieser Südfrüchte verändern den Stoffwechsel von Simvastatin – das kann das Risiko für Nebenwirkungen erhöhen.
Lassen Sie außerdem Vorsicht walten bei einer Laktose-Unverträglichkeit sowie einer Allergie gegen Vitamin C.
Informieren Sie Ihren Arzt oder Ihre Ärztin vor der Behandlung mit dem Arzneimittel über alle Allergien und gesundheitlichen Probleme, wenn Sie in erheblichen Maße Alkohol konsumieren, eine Lebererkrankung hatten oder Diabetiker sind, damit dieser mit Ihnen die Risiken einer Behandlung mit Simvastatin abwägen kann.
Wenn Sie Muskelschmerzen haben, die Sie nicht zuordnen können oder sich allgemein schwach fühlen, suchen Sie sofort einen Arzt auf. Dies ist unbedingt erforderlich, da Erkrankungen der Muskulatur in seltenen Fällen zu Nierenversagen führen kann.
Wenden Sie sich an Ihren Arzt oder Ihre Ärztin, sollten Ihnen Nebenwirkungen von Simvastatin auffallen und besprechen Sie dann Ihr weiteres Vorgehen. Es wird nicht empfohlen, Statine eigenmächtig abzusetzen.
Einnahme vergessen
Haben Sie einmal vergessen, das Arzneimittel einzunehmen, nehmen Sie es zum nächsten vorhergesehen Termin zur üblichen Dosis ein – nicht in doppelter Menge.
Wie funktioniert Simvastatin?
Simvastatin greift in die Cholesterinproduktion der Leber ein. Die Herstellung des Cholesterins ist komplex, daher hier ein kurzer Blick auf das Wichtigste.
Der biochemische Prozess, über den der menschliche Körper Cholesterin herstellt, heißt: Cholesterinbiosynthese. Diese wäre ohne ein Enzym namens HMG-CoA-Reduktase undenkbar. Statine wie Simvastatin wirken als Inhibitoren – verzögern also Enzymreaktionen. Daher nennt man Statine auch „Cholesterinsynthesehemmer“.
Durch die Anwendung von Simvastatin wird also der Cholesterinwert im Blut verringert – besonders das des gefährlichen LDL-Cholesterin. LDL steht für Low Density Lipoprotein. Lipoproteine sind Fett-Eiweiß-Komplexe, die lipohile (sich in Fett lösende) Substanzen (dazu zählt auch Cholesterin). „Low Density“ ist englisch für „geringe Dichte“. Das heißt zusammengefasst, dass das LDL Cholesterin von der Leber in unterschiedliche Gewebe transportiert – befindet sich zu viel LDL-Cholesterin im Blut kann es sich an den Gefäßinnenwänden einlagern. Besonders dann, wenn diese durch schlechte Angewohnheiten wie Rauchen bereits vorbelastet sind.
Die Blutwerte des gefäßschützenden HDL-Cholesterins (High Density Lipoprotein) können sich bei der Therapie mit Simvastatin sogar erhöhen.
Was sind die Nebenwirkungen von Simvastatin?
Zu den Nebenwirkungen zählen:
- Magen-Darm-Beschwerden (u.a. Übelkeit, Durchfall, Erbrechen, Bauchschmerzen)
- Entzündung der Bauchspeicheldrüse
- Kopfschmerzen
- Schwindel
- Schlafstörungen
- Depression
- Nervenschädigungen
- Muskelerkrankungen (z.B. Rhabdomyolyse), -schmerzen, -krämpfe
- Überempfindlichkeitsreaktionen der Haut
- Haarausfall
- Entzündungen der Lunge und der Leber
- Störungen der Sexualfunktion
- Allgemeine Schwäche
Sollten Sie eine Veränderung Ihres Körpers bzw. Ihres Wohlbefindens bemerken, kontaktieren Sie bitte Ihren Arzt oder Apotheker.
Für die Informationen hier wurden insbesondere die Nebenwirkungen berücksichtigt, die bei mindestens einem von 1.000 behandelten Patienten auftreten. Dies ist keine vollständige Liste aller Nebenwirkungen von Simvastatin. Um eine umfassende Information diesbezüglich zu erhalten, lesen Sie den Beipackzettel.
Hat Simvastatin weniger Nebenwirkungen als andere Lipidsenker?
Die Nebenwirkungen der zur Behandlung von zu hohen Blutfettwerten zugelassenen Statine ist ähnlich. Die Nebenwirkungen von Simvastatin unterscheiden sich etwas von denen der anderen Statine. Ob Simvastatin für Ihre Behandlung geeignet ist, hängt von Ihren Lebensumständen und Ihrer medizinischen Vorgeschichte ab. Daher ist es wichtig, dass Sie sich bei der Therapie mit dem Medikament gut mit Ihrem medizinischen Betreuer absprechen.
Was passiert, wenn man Simvastatin absetzt?
Nach einer Studie von Zhang, Plutzky et. al. aus dem Jahr 2017 steigt nach dem Absetzen von Statinen das kardiovaskuläre Risiko – die Möglichkeit, einen Herzinfarkt zu bekommen. Setzen Sie Simvastatin daher nicht eigenmächtig ab, sondern beraten Sie sich mit Ihrem behandelnden Arzt.
Darf ich während der Einnahme von Simvastatin Alkohol trinken?
Grundsätzlich ist gegen die gelegentliche Einnahme von Alkohol während einer Therapie mit Simvastatin nichts zu sagen. Trinken Sie allerdings zu viel Alkohol, kann sich das negativ auf die Therapie dem Medikament auswirken. Besprechen Sie den Alkoholkonsum und die Verträglichkeit des Medikaments vor der Behandlung dennoch mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin, um Nebenwirkungen vorzubeugen. Beispielsweise sollten Sie bei einer geschädigten Leber den Alkoholkonsum stark reduzieren bis vermeiden.
Dagegen empfiehlt es sich in keinem Fall, Simvastatin zusammen mit Grapefruitsaft oder dem Genuss einer Pomelo zu kombinieren.
Simvastatin während Schwangerschaft und Stillzeit – geht das?
Nein: Schwangere und Stillende dürfen Simvastatin nicht einnehmen. Sollte eine Therapie mit dem Arzneimittel während der Stillzeit ohne Alternativen nötig sein, sollte vorher abgestillt werden. Es liegen noch keine Forschungsergebnisse dazu vor, ob Simvastatin über die Muttermilch abgegeben wird.
Da die Einnahme des Arzneimittels Ungeborene schädigen kann, sollten Frauen bei der Therapie mit Simvastatin auf eine effektive Verhütungsmethode zurückgreifen.
Worin liegt der Unterschied: Atorvastatin oder Simvastatin?
Die unterschiedlichen Eigenschaften der Statine spiegeln sich in ihrer Wirksamkeit wider: 10 mg Atorvastatin entsprechen etwa 20 mg Simvastatin. Die Wirkung des letztgenannten Arzneimittels ist also etwas milder, ist jedoch immer noch dazu geeignet, die Werte des LDL-Cholesterins um etwa 30 bis 50 % zu senken – dieser Unterschied macht sich erst langfristig und bei regelmäßiger Einnahme während der medizinischen Kontrolle Ihres Cholesterinwertes bemerkbar.
Die Nebenwirkungen der beiden Medikamente sind sich ähnlich. Stimmen Sie daher die Behandlung mit jeweils dem einen oder dem anderen Medikament mit der Hilfe Ihres Arztes oder Ihrer Ärztin auf Ihre persönlichen Lebensumstände ab.
Während bei Atorvastatin eher Magen-Darm-Beschwerden auftreten können, treten bei Simvastatin eher Müdigkeitsgefühle und Schmerzen in den Muskeln auf.
Wir hoffen, die Informationen in diesem Artikel sind hilfreich und bitten Sie, diese lediglich als solche wahrzunehmen. Dieser Artikel ersetzt keinen professionellen ärztlichen Rat. Falls Sie Bedenken zu Ihrer Medikation haben, sprechen Sie unbedingt mit Ihrem Arzt oder Apotheker. Dies ist besonders wichtig, falls Sie mehrere Medikamente einnehmen oder bestehende Risikofaktoren oder Unverträglichkeiten haben.