Novaminsulfon oder Metamizol zählt zur chemischen Gruppe der Pyrazolone. Es wirkt schmerzstillend, fiebersenkend, krampflösend und leicht antientzündlich. Der genaue Wirkmechanismus ist bis heute nicht bekannt, jedoch verteilt sich der Wirkstoff relativ einheitlich. Dadurch wirkt er besonders gut bei Schmerzen, die nicht von Entzündungen ausgelöst werden. Novaminsulfon eignet sich insbesondere zur Therapie von Schmerzen nach Operationen oder Verletzungen, oder bei Tumorschmerzen oder Koliken (krampfartige Schmerzen im Bauchbereich, z.B. der Gallenblase). Bei der Einnahme von Morphin kann gleichzeitig Novaminsulfon verabreicht werden, um die schmerzstillende Wirkung des Morphins zu steigern, wodurch die Morphindosis oft verringert werden kann. Auch bei hohem Fieber kommt Novaminsulfon zum Einsatz. Apotheker Andreas Binninger beantwortet die 15 häufigsten Fragen zu Novaminsulfon.
Wir hoffen, die Informationen in diesem Artikel sind hilfreich und bitten Sie, diese lediglich als solche wahrzunehmen. Dieser Artikel ersetzt keinen professionellen ärztlichen Rat. Falls Sie Bedenken zu Ihrer Medikation haben, sprechen Sie unbedingt mit Ihrem Arzt oder Apotheker. Dies ist besonders wichtig, falls Sie mehrere Medikamente einnehmen oder bestehende Risikofaktoren oder Unverträglichkeiten haben.
Wofür wird Novaminsulfon angewandt?
Novaminsulfon, oder auch Metamizol, eignet sich insbesondere zur Therapie von Schmerzen nach Operationen oder Verletzungen, oder bei Tumorschmerzen oder Koliken (krampfartige Schmerzen im Bauchbereich, z.B. der Gallenblase). Auch bei hohem Fieber, welches nicht durch andere Mittel gesenkt werden kann, kommt Novaminsulfon zum Einsatz.
Wie ist Novaminsulfon erhältlich?
Novaminsulfon ist als Tabletten, Tropfen, Zäpfchen oder Injektionslösung erhältlich und wird meist in der 500 mg Stärke verschrieben. In Deutschland erfolgt der Verkauf unter den Handelsnamen Analgin®, Berlosin®, Novalgin®, Novaminsulfon-ratiopharm®, Novaminsulfon Lichtenstein oder generisch als Novaminsulfon beziehungsweise Metamizol.
Ist Novaminsulfon verschreibungspflichtig?
Novaminsulfon ist verschreibungspflichtig. Das Schmerzmittel darf ausschließlich zur Behandlung von starken Schmerzen oder Fieber, das auf andere Maßnahmen nicht anspricht, verschrieben werden.
Was ist vor der Einnahme von Novaminsulfon zu beachten?
Unter folgenden Umständen darf Novaminsulfon nicht eingenommen werden:
- bei der genetisch bedingten Stoffwechselstörung Glukose-6-phosphat-Dehydrogenase-Mangel. Bei Menschen mit dieser Enzym-Krankheit kann die Einnahme von Novaminsulfon zu einer Hämolyse (Auflösung von roten Blutkörperchen) führen
- bei einer Allergie gegen Metamizol-Natrium oder andere Pyrazolone
- bei einer Veränderung des Blutbildes
- bei einer Knochenmarksschädigung
Des Weiteren darf Novaminsulfon bei Kindern unter 4 Jahren nicht angewandt werden.
Sprechen Sie unter folgenden Gegebenheiten vor der Einnahme von Novaminsulfon mit Ihrem Arzt oder Apotheker:
- Bei Asthma, da Analgetika wie Novaminsulfon bei Asthmatikern heftige Asthmaanfälle auslösen können
- Bei der seltenen Stoffwechselerkrankung akute intermittierende hepatische Porphyrie. Novaminsulfon gehört zu den Medikamenten, die eine Attacke auslösen können (mit Symptomen wie starken Bauchschmerzen, Atemlähmung, Lähmungen in Armen oder Beinen, Verwirrtheit, Depressionen)
- Während der Schwangerschaft oder Stillzeit (siehe Kann ich während der Schwangerschaft oder der Stillzeit Novaminsulfon einnehmen?)
Wie nehme ich Novaminsulfon ein?
Die Einnahme von Novaminsulfon erfolgt durch Tabletten, Zäpfchen, Injektionslösung oder Tropfen, die in einem Glas Wasser gelöst werden.
Als Injektionslösung darf Novaminsulfon nicht bei niedrigem Blutdruck (Hypotonie) oder instabilem Kreislauf angewandt werden, da unter diesen Umständen das Risiko für eine Schockreaktion erhöht ist.
Sollten Sie eine Einnahme vergessen haben, setzen Sie zur nächsten Einnahmezeit ihre Dosis ganz normal fort; nehmen sie keine doppelte Menge ein.
Welche Dosierung von Novaminsulfon wird empfohlen?
Generell wird empfohlen, immer die niedrigste schmerz- oder fieberkontrollierende Dosis zu wählen; je nach Gewicht und Alter ist die empfohlene Tagesmaximaldosis höher. Bei Kindern und Jugendlichen bis 14 Jahren wird eine Einzeldosis von 8 bis 16 mg Metamizol-Natrium H2O pro kg Körpergewicht empfohlen, Jugendliche ab 15 Jahren und Erwachsene können pro Einzeldosis bis zu 1000 mg einnehmen. Die jeweilige Einzeldosis kann je nach Bedarf und mit Blick auf die Tagesmaximaldosis bis zu viermal eingenommen werden.
Bitte stimmen sie Ihre Dosierung mit Ihrem Arzt ab und fragen Sie diesen nach etwaigen Vorsichtsmaßnahmen.
Wie schnell wirkt Novaminsulfon?
Bei Einnahme von Novaminsulfon in Form von Tabletten, Tropfen oder Zäpfchen setzt die Wirkung nach 30 bis 60 Minuten ein. Unter Beachtung der Tageshöchstdosis, kann das Medikament bei nicht ausreichender Wirkung bis zu viermal am Tag gegeben werden.
Wie lange wirkt Novaminsulfon?
Die Wirkdauer von Novaminsulfon beträgt circa vier Stunden. Dieser Wert kann jedoch oftmals variieren.
Wie lange kann Novaminsulfon eingenommen werden?
Der vorgesehene Anwendungszeitraum von Novaminsulfon ist so kurz wie möglich, da bei einer längeren Einnahme das Risiko für eine Agranulozytose ansteigt (siehe Welche Nebenwirkungen hat Novaminsulfon?). Bei einer längeren Anwendung sollten von dem behandelnden Arzt geeignete Überwachungsmaßnahmen (u.A. Blutbild) getroffen werden.
Welche Nebenwirkungen hat Novaminsulfon?
Nebenwirkungen sind bei vielen Medikamenten dosisabhängig. Eine Verringerung der Dosierung kann die Verträglichkeit unter Umständen verbessern. Bei schwerwiegenden unerwünschten Wirkungen ist das Medikament sofort abzusetzen und ein Arzt zu konsultieren. Zu den schwerwiegenden Erscheinungen, auf die besonders geachtet werden sollte, gehören Symptome wie Schüttelfrost, allgemeines Krankheitsgefühl, Blutungen aus Körperöffnungen sowie schwere Hautreaktionen.
Gelegentliche Nebenwirkungen von Novaminsulfon sind unter anderem:
- Hautausschläge
- Blutdruckabfall
- Rotfärbung des Urins (durch das harmlose Abbauprodukt Rubazonsäure)
Seltene Nebenwirkungen sind unter anderem:
- Überempfindlichkeitsreaktionen wie z.B. anaphylaktische Reaktionen
- Verminderung der Anzahl weißer Blutkörperchen (Leukopenie)
- Störungen der Nierenfunktion
Bei einer langfristigen Einnahme (über eine Woche) von Novaminsulfon kann eine Agranulozytose auftreten. Agranulozytose ist die stark verminderte Anzahl bestimmter weißer Blutkörperchen und kann, wenn unbehandelt, tödlich enden. Erste Anzeichen einer Agranulozytose sind grippeähnliche Symptome wie Fieber, Halsschmerzen, Schluckbeschwerden und Schüttelfrost. Sollten Sie eines dieser Symptome aufweisen, kontaktieren Sie bitte schnellstmöglich Ihren Arzt.
Was ist im Falle einer Novaminsulfon Überdosis zu tun?
Wenn sie eine Überdosierung unmittelbar bemerken, können sie als erste Hilfe Kohletabletten oder Aktivkohlepulver einnehmen, um die Aufnahme in den Körper zu verringern. Suchen sie in jedem Fall einen Arzt auf.
Anzeichen einer Überdosierung sind:
- Übelkeit und Erbrechen
- Schwindel
- Bauchschmerzen und Krämpfe
- Schläfrigkeit
- Blutdruckabfall bis hin zum Koma
- akutes Nierenversagen
Vor allem bei einer kombinierten Einnahme mehrerer Arzneimittel, oder einer hohen Dosis an Novaminsulfon können die obigen Symptome in einem Koma oder akutem Nierenversagen enden und somit eine lebensgefährliche Situation darstellen. Daher sollten Sie unbedingt die von Ihrem Arzt verschriebene Dosis einhalten und diesen gegebenenfalls über die Einnahme weiterer Medikamente informieren.
Kann ich mit Novaminsulfon Auto fahren?
Bisher sind keine Auswirkungen auf die Fahrtüchtigkeit bekannt. Besonders bei hohen Dosierungen sollte dennoch die Möglichkeit einer Einschränkung in Betracht gezogen werden und gegebenenfalls auf das Autofahren verzichtet werden.
Kann ich während der Schwangerschaft oder der Stillzeit Novaminsulfon einnehmen?
Novaminsulfon ist sowohl im ersten als auch letzten Schwangerschaftsdrittel absolut kontraindiziert und darf daher nicht eingenommen werden. Im zweiten Drittel der Schwangerschaft sollte es nur unter strenger ärztlicher Kontrolle eingesetzt werden. In der Stillzeit ist der Wirkstoff ebenfalls absolut kontraindiziert und darf nicht eingenommen werden. Das Stillen darf frühestens 48 Stunden nach der letzten Einnahme begonnen beziehungsweise fortgesetzt werden.
Kann ich mit Novaminsulfon Alkohol trinken?
Die gleichzeitige Einnahme von Alkohol wird für die Dauer der Behandlung nicht empfohlen.
Besitzt Novaminsulfon Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten?
Wechselwirkungen können mit folgenden Wirkstoffen auftreten:
- Ciclosporin (beispielsweise bei Organtransplantationen oder Autoimmunerkrankungen eingesetzt, um das Immunsystem zu unterdrücken), da Novaminsulfon den Ciclosporin-Spiegel im Blut senkt
- Methotrexat (zur Behandlung chronisch-entzündlicher Erkrankungen, sowie Krebs), weil Novaminsulfon die Hämatotoxizität von Methotrexat verstärkt
- Acetylsalicylsäure (ASS) zur Blutverdünnung, da die gleichzeitige Anwendung von Novaminsulfon die Wirkung von ASS abschwächen kann
- Bupropion (zur Raucherentwöhnung und zur Behandlung von Depressionen), da Novaminsulfon den Bupropion-Spiegel im Blut herabsenken kann
- Chlorpromazin (ein Antipsychotikum) hat zusammen mit Novaminsulfon einen starken Abfall der Körpertemperatur zur Folge
- Clozapin (zur Behandlung von Psychosen und Schizophrenie), da es eine Agranulozytose auslösen kann (siehe Welche Nebenwirkungen hat Novaminsulfon?)
Es ließen sich außerdem Wechselwirkungen von Schmerzmitteln aus der chemischen Gruppe der Pyrazolone, zu denen auch Novaminsulfon zählt, mit Arzneimitteln zur Blutdrucksenkung (Antihypertensiva), Hemmung der Blutgerinnung (Antikoagulanzien) und zur Entwässerung (Diuretika) beobachten.
Da Novaminsulfon Wechselwirkungen mit einigen Medikamenten besitzt, sollten Sie, insofern Sie weitere Medikamente neben Novaminsulfon einnehmen müssen, dies unbedingt mit Ihrem Arzt oder Apotheker absprechen.
Wir hoffen, die Informationen in diesem Artikel sind hilfreich und bitten Sie, diese lediglich als solche wahrzunehmen. Dieser Artikel ersetzt keinen professionellen ärztlichen Rat. Falls Sie Bedenken zu Ihrer Medikation haben, sprechen Sie unbedingt mit Ihrem Arzt oder Apotheker. Dies ist besonders wichtig, falls Sie mehrere Medikamente einnehmen oder bestehende Risikofaktoren oder Unverträglichkeiten haben.