Lucentis® gehört zu den antineovaskulären Arzneimitteln und wird zur Behandlung verschiedener Augenerkrankungen angewendet, bei denen das Sehvermögen beeinträchtigt wird. Bei diesen Erkrankungen ist die Netzhaut durch das Wachstum undichter, krankhafter Blutgefäße oder durch eine Schwellung im Zentrum der Netzhaut beschädigt. Der Auslöser ist ein Überschuss an einem Signalmolekül, dem sogenannten vaskulären endothelialen Wachstumsfaktor A (VEGF-A, aus dem Englischen: Vascular Endothelial Growth Factors). Lucentis® bindet an VEGF-A, um dessen Aktivität zu hemmen, mit dem Ziel, das Sehvermögen zu erhalten. Hier beantworten wir die 11 häufigsten Fragen zu Lucentis®.
Wir hoffen, die Informationen in diesem Artikel sind hilfreich und bitten Sie, diese lediglich als solche wahrzunehmen. Dieser Artikel ersetzt keinen professionellen ärztlichen Rat. Falls Sie Bedenken zu Ihrer Medikation haben, sprechen Sie unbedingt mit Ihrem Arzt oder Apotheker. Dies ist besonders wichtig, falls Sie mehrere Medikamente einnehmen oder bestehende Risikofaktoren oder Unverträglichkeiten haben.
Was ist Lucentis®?
Lucentis® ist eine Injektionslösung, die in den Innenraum (Glaskörper) des Auges gespritzt wird. Der Wirkstoff Ranibizumab hemmt das krankhafte Wachstum von Gefäßen im Auge, um eine Verschlechterung des Sehvermögens zu verhindern. Angewendet wird Lucentis® bei der feuchten altersbedingten Makuladegeneration (AMD), bei Makulaödem (Veränderung der Netzhaut) durch Diabetes mellitus oder durch Venenverschluss, der Netzhauterkrankung am Auge mit Gewebswucherung bei Diabetes (proliferative diabetische Retinopathie), bei choroidaler Neovaskularisation (Neubildung von Blutgefäßen in der Netzhaut) und bei Netzhauterkrankungen bei Frühgeborenen.
Wie ist Lucentis® erhältlich?
Lucentis® ist als verschreibungspflichtige Injektionslösung oder Fertigspritze erhältlich, die von einem qualifizierten Augenarzt dosiert und verabreicht werden muss. Jeder Milliliter der Lucentis® Injektionslösung enthält 10 mg Ranibizumab. Die anderen Bestandteile der Lösung sind α,α-Trehalose-Dihydrat, Histidinhydrochlorid-Monohydrat, Histidin, Polysorbat 20 und Wasser für Injektionszwecke.
Was muss ich vor der Verabreichung von Lucentis® beachten?
Unter folgenden Umständen sollte Lucentis® nicht angewendet werden:
- Bei einer Überempfindlichkeit gegen Lucentis® oder 10%igen Povidon-Jod-Lösungen (beispielsweise Betaisodona®, Braunol®, oder Polysept®), die zur Augendesinfektion angewendet werden
- Bei Augeninfektionen oder Infektionen in der Augenumgebung
- Bei schweren Augenentzündungen
Informieren Sie Ihren Arzt unter folgenden Umständen, um abzuwägen, ob Lucentis® für Sie geeignet ist:
- Wenn Sie einen Schlaganfall gehabt haben oder vorübergehende Anzeichen für einen Schlaganfall aufgetreten sind (Schwäche oder Lähmungen der Gliedmaßen oder des Gesichts, Schwierigkeiten beim Sprechen oder Verstehen).
- Wenn Sie schwanger sind, vermuten schwanger zu sein oder beabsichtigen schwanger zu werden. Frauen im gebärfähigen Alter müssen während der Behandlung und für mindestens drei weitere Monate nach der letzten Injektion von Lucentis® eine zuverlässige Verhütungsmethode anwenden, da keine Erfahrungen über die Anwendung von Lucentis® bei Schwangeren vorliegen.
- Wenn Sie stillen. Es ist nicht bekannt ist, ob Lucentis® in die Muttermilch übergeht; von einer Anwendung während der Stillzeit wird abgeraten.
Besitzt Lucentis® Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten?
Es wurden keine Studien zu Wechselwirkungen durchgeführt.
Eine zusätzliche Einnahme oder Applikation von VEGF aktiven Medikamenten würde Nebenwirkungen verstärken.
Es kann Arzneimittel geben, bei denen Wechselwirkungen mit Lucentis® auftreten, informieren Sie also Ihren Arzt, wenn Sie andere Arzneimittel anwenden, kürzlich andere Arzneimittel angewendet haben oder beabsichtigen, andere Arzneimittel anzuwenden.
Wie wird Lucentis® verabreicht?
Nach der Desinfizierung und örtlichen Betäubung des Auges wird die Injektion von Fachpersonal in den Glaskörper des Auges verabreicht. Die übliche Dosis einer Lucentis® Injektion beträgt 0,05 ml (welche 0,5 mg Wirkstoff enthält).
Wie oft und wie lange darf Lucentis® angewendet werden?
Da die Wirkung von Lucentis® mit der Zeit nachlässt, wird es je nach Therapieschema und Behandlungsergebnis in Abständen von mindestens vier Wochen verabreicht. Die Anwendungsdauer wird vom behandelnden Arzt bestimmt. Sehvermögen und Augenhintergrund werden regelmäßig kontrolliert, bis das maximale Sehvermögen erreicht ist und/oder es keine Krankheitsanzeichen gibt. Falls die Behandlung mit Lucentis® keinen Nutzen erkennen lässt, sollte sie vom Arzt beendet werden.
Wie kann ich Lucentis® am besten absetzen?
Bevor Sie die Behandlung mit Lucentis® abbrechen, besprechen Sie diese Entscheidung bei Ihrem nächsten Termin mit Ihrem Arzt.
Welche Nebenwirkungen kann Lucentis® haben?
Zu den sehr häufigen Nebenwirkungen von Lucentis®, die bei mehr als 1 von 10 Patienten auftreten können, gehören:
- erhöhter Augeninnendruck
- okuläre Hyperämie (verstärkte Augendurchblutung)
- Kopfschmerzen
- Glaskörperentzündung (Vitritis)
- Trennung des Glaskörpers vom Augenhintergrund (Glaskörperablösung)
- Blutung im hinteren Augenabschnitt (Netzhautblutung)
- Sehstörungen
- Augenschmerzen
- Glaskörpertrübungen, Flecken im Sehfeld
- Bindehautblutungen (Blutungen am Augenvordergrund)
- Augenreizungen
- Fremdkörpergefühl im Auge
- Bildung von Tränenflüssigkeit (erhöhte Lakrimation)
- Entzündung des Augenlids (Blepharitis)
- Augentrockenheit
- Augenrötung (Hyperämie der Augen)
- Juckreiz (Augenpruritus)
- Gelenkschmerzen (Arthralgie)
- Nasen- und Rachenentzündung (Nasopharyngitis)
- Arthralgie (Gelenkschmerzen)
Häufige Nebenwirkungen von Lucentis®, die bis zu 1 von 10 Personen betreffen können, sind:
- Abheben oder Einreißen der Schicht im hinteren Auge (Netzhautablösung oder -einriss), welches zur Wahrnehmung von Lichtblitzen und Punkten („fliegenden Mücken“), einem vorübergehenden Sehverlust oder einer Trübung der Linse (Katarakt) führt
- Verringerte Sehschärfe
- Schwellung eines Augenteiles (Uvea, Hornhaut)
- Entzündung der Hornhaut (vorderer Teil des Auges)
- Kleine Punkte auf der Augenoberfläche
- Verschwommenes Sehen
- Blutung an der Einstichstelle
- Blutungen ins Auge
- Augentränen mit Juckreiz
- Rötung und Schwellung (Konjunktivitis)
- Lichtempfindlichkeit
- Augenbeschwerden
- Schwellung des Augenlids
- Schmerzen am Augenlid
- Harnwegsinfektionen
- Reduzierte Anzahl von roten Blutkörperchen (gekennzeichnet durch Müdigkeit, Atemlosigkeit, Schwindel, Blässe)
- Angstzustände
- Husten
- Übelkeit
Zu den gelegentlichen Nebenwirkungen von Lucentis®, die bis zu 1 von 100 Personen betreffen können, gehören:
- Entzündung und Blutung im vorderen Augenabschnitt
- Eiterbläschen auf dem Auge
- Veränderungen im zentralen Bereich der Augenoberfläche
- Schmerzen oder Reizungen an der Einstichstelle
- abnormales Gefühl im Auge
- Reizungen des Augenlids
Bitte informieren Sie unverzüglich Ihren Arzt bei einer der folgenden schwerwiegenden gelegentlichen Nebenwirkungen von Lucentis®:
- Erblindung
- Infektion des Augapfels (Endophthalmitis) mit Entzündung des Augeninneren (mögliche Symptome: Schmerzen oder zunehmende Beschwerden im Auge, Verschlechterung einer Augenrötung, verschwommenes oder vermindertes Sehvermögen, eine zunehmende Zahl kleiner Partikel im Sichtfeld oder erhöhte Lichtempfindlichkeit)
Was ist bei einer Überdosis Lucentis® zu tun?
Zu den Überdosierungserscheinungen von Lucentis® gehören erhöhter Augeninnendruck, vorübergehende Erblindung, verringerte Sehschärfe, Hornhautschwellungen sowie Augenschmerzen. Bei Verdacht auf eine Überdosierung sollten Sie umgehend einen Arzt kontaktieren.
Darf ich Auto fahren, während ich Lucentis® nehme?
Nach einer Behandlung mit Lucentis® kann es zu vorübergehenden Sehstörungen kommen, lassen Sie sich also falls möglich nach der Behandlung nach Hause begleiten und fahren Sie nicht selbst Auto.
Was sind mögliche Alternativen zu Lucentis®?
Zur Behandlung von Netzhauterkrankungen werden neben Lucentis® die VEGF-Hemmer EYLEA® <span>(</span>Aflibercept<span>)</span> und Avastin® (Bevacizumab) eingesetzt. Während Lucentis® und EYLEA® in Deutschland zur Behandlung von Augenerkrankungen zugelassen sind, ist Avastin® eigens zur Behandlung von Krebs zugelassen. Da Avastin® sich jedoch in klinischen Studien bewährt hat und kostengünstiger ist, wird es auch häufig eingesetzt. Der vierte VEGF-Hemmer zur Behandlung von Netzhauterkrankungen ist Beovu® (Brolucizumab). Es erhielt im Dezember 2019 eine Zulassungsempfehlung von der Europäischen Arzneimittelagentur zur Behandlung der neovaskulären AMD.
Wir hoffen, die Informationen in diesem Artikel sind hilfreich und bitten Sie, diese lediglich als solche wahrzunehmen. Dieser Artikel ersetzt keinen professionellen ärztlichen Rat. Falls Sie Bedenken zu Ihrer Medikation haben, sprechen Sie unbedingt mit Ihrem Arzt oder Apotheker. Dies ist besonders wichtig, falls Sie mehrere Medikamente einnehmen oder bestehende Risikofaktoren oder Unverträglichkeiten haben.