Was ist Atorvastatin?
Atorvastatin ist ein Prodrug – ein inaktiver pharmakologischer Stoff, der erst durch die Verstoffwechselung im Magen-Darm-Trakt aktiv wird und seine Wirkung entfalten kann. Atorvastatin wird als Tablette oral eingenommen.
Wie alle anderen Statine hemmt Atorvastatin die körpereigene Herstellung von Cholesterin.
Wozu wird Atorvastatin verwendet?
Atorvastatin reduziert die Cholesterinproduktion der Leber. Cholesterin ist ein vom Körper dringend benötigter Stoff, der hilft, Zellmembranen aufzubauen oder Hormone und Gallensäure (für die Verdauung von Fetten) zu bilden. Die Mehrheit – aber nicht ausreichend – an Cholesterin stellt die körpereigene Leber eigenständig her. Den Rest beziehen wir aus der Nahrungsaufnahme. Wollen wir zu hohe Cholesterinwerte wieder verringern können wir also einerseits die Produktion von Cholesterin durch unsere Leber durch Medikamente einschränken oder andererseits unsere Essgewohnheiten ändern.
Primär bei der Behandlung von zu hohen Cholesterinwerten im Blut (Hypercholesterinämie) wird Atorvastatin verwendet. Mit Cholesterinsenkern oder Statinen sollte in der Therapie erst angefangen werden, wenn die nicht-medikamentöse Behandlung durch Maßnahmen wie eine gesunde Ernährungsumstellung oder mehr Sport nicht länger weiterhilft.
Atorvastatin ist auch zugelassen zur Prävention von Herz-Kreislauf-Problemen bei:
- Patienten mit koronarer Herzkrankheit (KHK)
- Patienten mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen – wie Diabetes
Wie wird Atorvastatin eingenommen?
Man nimmt Atorvastatin oral (durch den Mund) ein. Direkt danach wird es vom Körper schnell verarbeitet. Die Dauer, die Atorvastatin zum Wirken benötigt, liegt bei einer bis maximal zwei Stunden nach der Einnahme.
Der Körper arbeitet nachts verstärkt daran, Cholesterin zu bilden und daher sollte Atorvastatin abends – unabhängig von einer Mahlzeit – eingenommen werden. Nehmen Sie das Medikament wie mit Ihrem Arzt besprochen zusammen mit einer Flüssigkeit, am besten einem Glas Wasser, zu sich.
Die Einnahme von Atorvastatin:
Der Wirkstoff ist in Tablettenform erhältlich und sollte, wenn mit dem behandelnden Arzt nicht anders besprochen, einmal täglich, abends oral eingenommen werden. Die Dosis wird von Ihrem Arzt, an Ihr Wohlbefinden angepasst, abgestimmt und kann zwischen zehn und 80 mg variieren.
Es sollte bei der Therapie mit Atorvastatin darauf geachtet werden, dass das Medikament regelmäßig eingenommen wird, damit die Behandlung Erfolg hat. Denn Cholesterinwerte im Blut können sich über einen Zeitraum von mehreren Wochen verändern.
Der Erfolg der Behandlung ist durch die Person, die Atorvastatin einnimmt, nicht unmittelbar „spürbar“ – daher wird empfohlen, das Medikament nicht eigenmächtig, ohne die Absprache mit dem Hausarzt, abzusetzen.
Was Sie bei der Einnahme von Atorvastatin beachten müssen:
Wenn Sie Muskelschmerzen haben, die Sie nicht zuordnen können oder sich allgemein schwach fühlen, suchen Sie sofort einen Arzt auf. Dies ist unbedingt erforderlich, da Erkrankungen der Muskulatur in seltenen Fällen zu Nierenversagen führen kann.
Die Behandlung mit Atorvastatin von Heranwachsenden zwischen zehn und 18 Jahren erfolgt selten und nur durch ausführliche Untersuchung und Rat eines Mediziners. Die Anwendung von Atorvastatin bei Kindern unter zehn Jahren ist nicht untersucht.
Für ältere Patienten ab 70 Jahren gilt: Die Therapie mit Atorvastatin sollte mit Ihrem Arzt abgesprochen und überwacht werden – nach Möglichkeit durch engmaschige Kontrollen. In dieser Altersgruppe können sowohl die erwünschte Wirkung als auch unerwünschte Nebenwirkungen in stärkerer oder schwächerer Form auftreten.
Das Enzym Cytochrom 3A4 (wichtiges Enzym zur Verstoffwechselung) baut unter anderem den Wirkstoff Atorvastatin in Ihrem Körper ab. Dabei kann es zu verstärkten Nebenwirkungen von Atorvastatin führen. Daher sollten spezielle Antibiotika: Erythromycin, Clarithromycin, Fusidinsäure sowie der HIV-Protease-Hemmer Nelfinavir nicht mit Atorvastatin kombiniert werden.
Verzichten Sie während der Therapie außerdem auf Grapefruits. Das Essen von Grapefruits während der Behandlung mit dem Arzneimittel führt zu einem höheren Atorvastatin-Spiegel in der folgenden Nacht – was wiederum mehr Nebenwirkungen zur Folge haben kann.
Andere Medikamente, die zu zusätzliche Nebenwirkungen von Atorvastatin veranlassen können sind Gemfribrozil und andere Fibrate.
Bitte beachten Sie: Diese Medikamenteninfo ist kein Ersatz für eine Beschreibung des Medikaments durch einen Arzt oder Apotheker und lediglich der individuellen Weiterbildung zugedacht. Besprechen Sie ihre aktuelle Medikation und Ihr Essverhalten mit Ihrem Arzt, um auszuschließen, dass Sie etwas einnehmen, das das Eintreten von Nebenwirkungen durch Atorvastatin begünstigt.
Einnahme vergessen:
Haben Sie einmal vergessen, das Arzneimittel einzunehmen, nehmen Sie es zum nächsten vorhergesehen Termin zur üblichen Dosis ein – nicht in doppelter Menge.
Wie funktioniert Atorvastatin?
Atorvastatin greift in die Cholesterinproduktion der Leber ein. Die Herstellung des Cholesterins ist komplex, daher hier ein kurzer Blick auf das Wichtigste.
Der biochemische Prozess, über den der menschliche Körper Cholesterin herstellt, heißt: Cholesterinbiosynthese. Diese wäre ohne ein Enzym namens HMG-CoA-Reduktase undenkbar. Statine wie Atorvastatin wirken als Inhibitoren – verzögern also Enzymreaktionen. Daher nennt man Statine auch „Cholesterinsynthesehemmer“.
Durch die Anwendung von Atorvastatin wird also der Cholesterinwert im Blut verringert – besonders das des gefährlichen LDL-Cholesterin. LDL steht für Low Density Lipoprotein. Lipoproteine sind Fett-Eiweiß-Komplexe, die lipohile (sich in Fett lösende) Substanzen (dazu zählt auch Cholesterin). „Low Density“ ist englisch für „geringe Dichte“. Das heißt zusammengefasst, dass das LDL Cholesterin von der Leber in unterschiedliche Gewebe transportiert – befindet sich zu viel LDL-Cholesterin im Blut kann es sich an den Gefäßinnenwänden einlagern. Besonders dann, wenn diese durch schlechte Angewohnheiten wie Rauchen bereits vorbelastet sind.
Die Blutwerte des gefäßschützenden HDL-Cholesterins (High Density Lipoprotein) können sich bei der Therapie mit Atorvastatin sogar erhöhen.
Was sind die Nebenwirkungen von Atorvastatin?
Zu den Nebenwirkungen zählen:
- Magen-Darm-Beschwerden (u.a. Übelkeit, Durchfall, Erbrechen, Bauchschmerzen)
- Geschmackstörungen und Appetitlosigkeit
- Entzündungen der Bauchspeicheldrüse
- Schlaflosigkeit, Alpträume, Gedächtnisstörungen
- Kopfschmerzen, Benommenheit
- Tinnitus (Ohrgeräusche)
- Halsschmerzen
- Nasen-Rachenraum-Entzündung, Nasenbluten
- Allergische Reaktionen
- Haarausfall
- Muskelkrämpfe, -schmerzen, -schwäche (Rhabdomyolyse)
- Schmerzen in Gelenken, der Brust, im Rücken bzw. Nacken
- Unterzuckerung (Hypoglykämie)
- Anstieg des Blutzuckers (Hyperglykämie)
- Wassereinlagerungen (Ödeme), besonders in Beinen oder Armen
- Gewichtszunahme
- Allgemeine Schwäche, Erschöpfung
Sollten Sie eine Veränderung Ihres Körpers bzw. Ihres Wohlbefindens bemerken, kontaktieren Sie bitte Ihren Arzt oder Apotheker.
Für die Informationen hier wurden insbesondere die Nebenwirkungen berücksichtigt, die bei mindestens einem von 1.000 behandelten Patienten auftreten. Dies ist keine vollständige Liste aller Nebenwirkungen von Atorvastatin. Um eine umfassende Information diesbezüglich zu erhalten, lesen Sie den Beipackzettel.
Überdosierung:
Sollte das Medikament überdosiert eingenommen worden sein, kann es Übelkeit, Durchfall, Verstopfung und Kopfschmerzen verursachen. Setzen Sie sich im Fall einer Überdosierung bitte umgehend mit Ihrem Arzt in Verbindung.
Wie gefährlich ist Atorvastatin?
Generell sollte auf eine medikamentöse Therapie mit Statinen erst zurückgegriffen werden, wenn die nicht-medikamentöse Behandlung keinen Erfolg bringt.
Bereits eine angepasste Ernährung und ausreichend Sport können zu einem gesunden Cholesterinspiegel verhelfen.
Dieses Arzneimittel hat eine längere Liste an Nebenwirkungen, darunter treten öfter Magen-Darm-Beschwerden sowie Kopfschmerzen auf.
Wie stark senkt Atorvastatin den Cholesterinspiegel?
Atorvastatin ist ein HMG-CoA-Reduktaseinhibitor und verfügt als solcher Cholesterin-verringernde Eigenschaften. Daher wird der Wirkstoff zur Prävention kardiovaskulärer Beschwerden eingesetzt.
Atorvastatin ist imstande, das LDL-Cholesterin, um etwa 41 bis 61% zu reduzieren und den gesamten Cholesterinspiegel dagegen um 30 bis 46% zu senken.
Darf ich während der Einnahme von Atorvastatin Alkohol trinken?
Grundsätzlich ist gegen die Einnahme von Alkohol während einer Therapie mit Atorvastatin nichts zu sagen. Besprechen Sie den Alkoholkonsum und die Verträglichkeit des Medikaments vor der Behandlung dennoch mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin, um Nebenwirkungen vorzubeugen. Beispielsweise sollten Sie bei einer geschädigten Leber den Alkoholkonsum stark reduzieren bis vermeiden.
Dagegen empfiehlt es sich in keinem Fall, Atorvastatin zusammen mit Grapefruitsaft oder dem Genuss einer Pomelo zu kombinieren.
Atorvastatin während Schwangerschaft und Stillzeit – geht das?
Nein: Schwangere und Stillende dürfen Atorvastatin nicht einnehmen. Sollte eine Therapie mit dem Arzneimittel während der Stillzeit ohne Alternativen nötig sein, sollte vorher abgestillt werden.
Worin liegt der Unterschied: Atorvastatin oder Simvastatin?
Die unterschiedlichen Eigenschaften der Statine spiegeln sich in ihrer Wirksamkeit wider: 10 mg Atorvastatin entsprechen etwa 20 mg Simvastatin. Die Wirkung des letztgenannten Arzneimittels ist also etwas milder, ist jedoch immer noch dazu geeignet, die Werte des LDL-Cholesterins um etwa 30 bis 50% zu senken – dieser Unterschied macht sich erst langfristig und bei regelmäßiger Einnahme während der medizinischen Kontrolle Ihres Cholesterinwertes bemerkbar.
Die Nebenwirkungen der beiden Medikamente sind sich ähnlich. Stimmen Sie daher die Behandlung mit jeweils dem einen oder dem anderen Medikament mit der Hilfe Ihres Arztes oder Ihrer Ärztin auf Ihre persönlichen Lebensumstände ab.
Während bei Atorvastatin eher Magen-Darm-Beschwerden auftreten können, treten bei Simvastatin eher Müdigkeitsgefühle und Schmerzen in den Muskeln auf.
Wir hoffen, die Informationen in diesem Artikel sind hilfreich und bitten Sie, diese lediglich als solche wahrzunehmen. Dieser Artikel ersetzt keinen professionellen ärztlichen Rat. Falls Sie Bedenken zu Ihrer Medikation haben, sprechen Sie unbedingt mit Ihrem Arzt oder Apotheker. Dies ist besonders wichtig, falls Sie mehrere Medikamente einnehmen oder bestehende Risikofaktoren oder Unverträglichkeiten haben.